KINOS IN BERLIN

Der Eden - Palast


am Kottbusser Damm im Taut - Haus

Der Eden - Palast

Ein Großkino
des Architekten
Bruno Taut

Der Eden-Palast. Ein Kinosaal von Bruno Taut

Text und Fotos: Lutz Röhrig

Neben dem ehem. Warenhaus Jahndorf an der Kottbusser Brücke (nach Kriegszerstörung Neubau für "Bilka") errichtete das Büro Taut & Hoffmann nach dem Gebäude an der Ecke zur Bürknerstraße (Bruno Taut. Teil 2) ihr zweites Wohn- und Geschäftsgebäude am Kottbusser Damm 1-2 neben dem damaligen Kaufhaus (Bruno Taut. Teil1).


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Nach den Plänen des später vor allem durch den Bau von Großsiedlungen wie der Hufeisensiedlung in Britz bekannt gewordenen Architekten und bedeutenden Vertreters des sog. "Neuen Bauens", Bruno Taut, entstand nicht die die Fassade des Wohnhauses, sondern auch das darin befindliche Kino, welches zunächst den Namen "Kinomatographentheater am Kottbusser Damm" erhielt. 

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| Der "Eden - Palast". Gegenrichtung. Blick aus dem Parkett zur Bühne. 

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Berlin, Kreuzberg, Bruno Taut, Wohn- und Geschäftshaus, Kottbusser Damm 2 -3, heutiger Zustand. Gesamtansicht

| Das zweite Taut - Haus, am Kottbusser Damm 1-2, heute.  Da das Gebäude im Krieg bis auf die erhalten gebliebene Fassade zerstört wurde, entschloss sich das Architektenpaar Inken und Hinrich Baller, die Fassade zu erhalten, diese jedoch einem dahinter zu errichtenden Neubau vorzublenden.  

Bewusst hatte Taut die Fassade so gestaltet, dass sie bereits äußerlich erkennbar auf die vier Nutzungen des Gebäudes hinwies. Während die oberen Wohngeschosse eine weiße Verputzung erhielten, die durch dunkle Klinkersteine gegliedert worden waren, hatte man das Ladengeschoss im Parterre als zweites Funktionsteil vollständig mit dunklen Klinkersteinen versehen.

 

Dies traf auch auf die darüber liegende Büroetage als dritten Funktionsteil zu, die jedoch in ihrer Höhe erheblich kleiner gehalten worden war. Der durch das Kino genutzte mittlere Teil des Erd- und Bürogeschosses als viertes Funktionsteil war hingegen durch vier, beide Geschosse verbindende Rundbögen gekennzeichnet.

 

Hinter den vier großen Mittelbögen der Gebäudefassade, welche das Kino auch von außen kenntlich machten, lagen die Eingänge zur Vorhalle, die Kinokassen, die Toiletten und die Treppenaufgänge zum Rang. Der rund 500 Plätze fassende Kinosaal selbst war durch eine gewellte Wand von der Vorhalle abgeschlossen. Die beiden Längswände des Kinosaals besaßen jeweils drei hohe Fensterreihen zu den Innenhöfen des Gebäudes, welche jedoch bis auf die Eingangstüren dauerhaft verschlossen waren.

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Die Etage darüber enthielt den u-förmig der Leinwand gegenüberliegenden schmalen Rang, den Projektionsraum sowie eine weitere Toilette. Die Verbindung zwischen dem Parterre und dem Obergeschoss vermittelten zwei, den beiden äußeren der vier Rundbögen gegenüberliegende Treppen, welche durch in den oberen Teil der Rundbögen eingelassene Fenster mit Tageslicht beleuchtet wurden.

 

Der Kinosaal besaß eine beeindruckende Deckendekoration aus kreisförmigen Motiven, welche sich auch im Geländer des Rangs wiederholten. 1917 wurde das Kino in „Eden-Palast“ umbenannt. Einen Namen, den es bis zu seiner Schließung 1952 beibehalten sollte.

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Berlin, Kreuzberg, Bruno Taut, Wohn- und Geschäftshaus, Kottbusser Damm 2 -3, Ruine

| Das zweite Taut - Haus, am Kottbusser Damm 1-2, vor der Wiederherstellung. Jahrzehntelang beherrschte die gewaltige Ruine des Hauses den unteren Kottbusser Damm. Ein Kino gab es in dem nur notdürftig im Erdgeschoss durch Geschäfte genutzten Gebäude längst nicht mehr.  


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| Der "Eden - Palast". Blick von der gleichzeitig auch als Bühne dienenden Leinwand zum Rang und zum Parkett. Damals waren viele Kinos noch mit Holzgestühl versehen, so etwa auch das Movimento, das gleichfalls am Kottbusser Damm liegt - und bis heute existiert.  

Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Lediglich die Erdgeschosszone war für die Nutzung durch Läden und dem "Eden - Palast" provisorisch wiederhergerichtet worden. Die darüber liegenden ehem. Wohngeschosse waren unbewohnt und über Jahrzehnte Wind und Wetter ausgesetzt.

 

Das Kino bestand trotz der enormen Kriegsschäden des Gebäudes noch bis 1952. Dann überließ man die Ruine über viele Jahrzehnte weitgehend sich selbst. Lediglich im Erdgeschoß gab es einige Läden, von denen die Apotheke als einziger bis heute existiert.

 

1978 wurde das gesamte Gebäude durch das Architektenpaar Inken & Hinrich Baller als Neubau mit vorgeblendeter historischer Fassade wiederhergestellt - leider auch weiterhin ohne Kino. So ist heute das Moviemento am Hohenstaufenplatz ein Stück weit den Kottbusser Damm hinauf das letzte Kino in der Straße.

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Berlin, Kreuzberg, Bruno Taut, Wohn- und Geschäftshaus, Kottbusser Damm 2 -3, Grundriss, Erdgeschoss, Erbauungszeit

| Kottbusser Damm 2 -3. Grundriss des Erdgeschosses. In der Mitte gut zu erkennen die Eingänge und das Foyer des Kinos. Dahinter, getrennt durch eine gewellte Wand, der zwischen zwei Höfen liegende Kinosaal. Rechts und links Räumlichkeiten für Ladengeschäfte. 

Berlin, Kreuzberg, Bruno Taut, Wohn- und Geschäftshaus, Kottbusser Damm 2 -3, Grundriss, Erbauungszeit, Erstes Obergeschoss

| Kottbusser Damm 2 -3. Grundriss des 1. Obergeschosses. Im Bereich des Kinos lagen hier der Vorführraum sowie die Zugänge zum Rang und weitere Toiletten. Links und rechts lagen hier - statt der Ladengeschäfte wie im Erdgeschoss - Büroräume. 

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Der Eden - Palast am Kottbusser Damm in Kreuzberg. Kinoeingänge. Entwurf Bruno Taut.

| Der Eden-Palast 1927. gezeigt wird der Film "Das gefährliche Alter" mit Asta Nilson. Da in dem Film eine ältere verheiratete Dame mit einem jungen Studenten einen Seitensprung begeht, wurde der Film als "Nicht Jugendfrei" eingestuft... Auch patriotische Werke wurden gezeigt wie ein Film über den Deutsch-Dänischen Krieg von 1864.