Industriebahn Neukölln (IGB) 3


Gleise mit Verwöhnaroma

Industriebahn Neukölln

Gleise mit Verwöhnaroma

Teil 3

Dieselstraße - Sonnenallee

8 | Der Nordostteil: Sonnenallee - Dieselstraße

Die Sonnenallee wird nicht nur durch eine Brücke und dem vom Güterbahnhof Treptow kommende Gleis 1 der Industriebahn Neukölln gekreuzt, sondern wurde ein Stück weiter östlich am Hotel Estrel auch durch das Gleis 5 unterquert. An diesem nordöstlichen Teil des Streckennetzes der Industriebahn Neukölln befanden sich eine Reihe von Anschließern, zu denen einst auch die Fa. Rheinstahl gehörte, deren imposantes Gebäude erhalten blieb. Auch die später in dem Komplex ansässige Fa. Max Cochius nutzte für ihr Stahllager den Anschluss. Das zwischen dem Kanal, der Sonnenallee und dem Gleis 5 errichtete Hotel Estrel betrieb hier kurzzeitig einen Sonderbahnsteig für Gelegenheitsfahrten seiner Gäste. Gleis 5 endete kurz vor der Dieselstraße, wo sich die Betriebswerkstatt des Bahnunternehmens befand. Die Fortsetzung des Gleis 5 über die Dieselstraße hinweg ging nie in Betrieb bzw. deren Bau unterblieb, da die hier geplante Erweiterung des Güterbahnhofs Treptow nach dem Ende des Ersten Weltkrieg und dem Rückgang des Transportvolumens aufgegeben wurde. Die parallel zu Gleis 5 verlaufende neue BAB 100 sowie die Erweiterung des Hotel Estrels auf der südlichen Seite der Sonnenallee führten dann zur Einstellung des Bahnbetriebs auf dem gesamten Teilabschnitt im Jahr 2015. 

 

Der Hafen Ziegrastraße, welcher wohl in den ersten Jahren über Gleis 5 ebenfalls an das Netzt der Industreibahn Neukölln angeschlossen war, wurde zuletzt durch die Fa. Alba zur Verladung von Altmetallwertstoffen betrieben. Aus dieser Zeit stammen noch die beiden erhalten gebliebenen Portalkräne. 

| Im nordöstlichen, zwischen der Sonnenallee und der Dieselstraße gelegenen Teil der Neuköllner Industriebahn befand sich bis zum Bau der Autobahn u. a. auch der Lokschuppen mit angeschlossener kleiner Betriebswerkstatt. 

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| Blick von der Sonnenbrücke auf den Neuköllner Schifffahrtskanal. Links im Hintergrund ist die Brücke der Neuköllner Industriebahn über die Sonnenallee zu sehen. Vorn das Verwaltungsbau und Produktionsgebäude von 1916 der Firma C. Niemann & Co. Der durch den Architekten Otto Rehnig im Auftrag der Fa. C. Niemann errichtete Komplex wurde später durch das Finanzamt Neukölln genutzt und gehört heute dem Immobilienunternehmen "Caros", siehe nachfolgendes Foto.

| Da dem Finanzamt Neukölln die Räume im ehem. Komplex der Fa. C. Niemann gegen Ende der 1980er Jahre nicht mehr ausreichten, entstand 1992 ein moderner Anbau an den alten Industriekomplex (links). Seit 2017 ist das Immobilienunternehmen "Coros" Besitzer der beiden, für junge Unternehmen des Technologie-, Medien- und Telekommunikationssektors umgebauten Gebäude des nunmehr als "Sonneninsel" bezeichneten  Landstreifens zwischen dem Güterbahnhof und dem Neuköllner Schifffahrtskanal. Rechts gegenüber verläuft der ehem. Ladekai an der Ziegrastraße. Während der vordere Teil heute als Biergarten des Hotel Estrel genutzt wird, sind im Hintergrund noch die alten Portalkräne zu sehen.


| Der noch für das Neuköllner Arbeitsamt 1992 errichtete Erweiterungsbau im Frühjahr 2024. Wie im vorherigen Bild beschrieben, gehört das Gebäude ebenfalls dem Immobilienunternehmen "Coros".

| Das benachbarte Projekt "SHED" - vier Gebäude mit rund 35.000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche - entsteht durch das Multi - Family - Office DERECO auf dem Gelände des ehem. Kohlenlagerplatzes der Gasanstalt. 



| Das Hotel Estrel in seiner Gesamtgröße. Im Vordergrund quert die Sonnenallee mit der Sonnenbrücke den Neuköllner Schifffahrtskanal. Unmittelbar vor dem Hotelgebäude im Hintergrund verläuft die Ziegrastraße, vor der Treppen zum Schiffsanleger des Hotels hinunterführen. Das Gleis der Industriebahn Neukölln verlief parallel hinter dem Hotel Estrel, siehe folgendes Foto.

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| Die Trasse des einstigen Gleis 5, dass durch die (im Hintergrund zu sehende) Unterführung die Sonnenallee querte. Längst sind Gleise und Oberbau verschwunden - auch auf der anderen Seite der Sonnenallee, wo gerade der Erweiterungsbau des Hotel Estrels entsteht.


| Rechts die ehem. Trasse von Gleis 5. Diese steigt auf der Rückseite des Hotels von der Unterführung unter der Sonnenallee kommend hier auf Straßenniveau an.

| Die über Monate hinweg entstandenen Aufnahmen zur Geschichte der ehem. Neuköllner Industriebahn erhalten gerade hierdurch ihren besonderen Reiz. Im April zeigt sich die ehemalige Trasse von Gleis 5 am Hotel Estrel durch die ergrünenden Bäume freundlicher.


| Ein Blick ins Foyer des Hotel Estrel.

| Ein Blick ins Foyer des Hotel Estrel. 


| Ein Blick ins Foyer des Hotel Estrel.

| Vor dem Hotel direkt auf der Sonnenbrücke befindet sich die 2011-2012 von Egidius Knops geschaffene Skulptur "Welle", welche unmittelbaren Bezug auf den unterhalb der Brücke verlaufenden Neuköllner Schifffahrtskanal nimmt. 



| Noch vor einigen Jahren gab es hier einen Sonderbahnsteig für das Hotel. So konnten bei gelegentlich veranstalteten Ausflugsfahrten Hotelgäste bequem in Züge der Neuköllner Industriebahn umsteigen. Mit dem Bau der Autobahn wurde dieser, zum Lokschuppen an der Dieselstraße führende Streckenast jedoch stillgelegt und abgebaut.

| Im April wirkt das Szenario sommerlich - freundlicher, die dem Hotel gegenüberliegenden Gewerbebetriebe sind jedoch nicht mehr erkennbar. 



| Der hinter dem Hotel liegende Teil der Trasse des ehemaligen Gleis 5 der Industriebahn Neukölln trägt scherzhaft den Namen "Rue Streletzki" - nach dem Bauunternehmer und Besitzer des Estrels, Ekkehard Streletzki. Von ihm leitet sich auch der Name "Estrel" (Ekkehard Streletzki) ab. Mit 2000 Betten in 1125 Zimmern ist es das größte Hotel Deutschlands.


| Die parallel zur neu entstehenden Autobahn (daher auch die blauen Entwässerungsrohre) verlaufende Seite des Lokschuppens. Der kleine Anbau der Betriebswerkstatt wurde bereits für die Baustellenzufahrt zur Autobahnbaustelle abgerissen. Das im Zusammenhang mit  der Autobahn errichtete orangefarbene Funktionsbauwerk rechts steht kurz vor der Dieselstraße.

| Der alte Lokschuppen. Zum Glück durfte ich ein paar Fotos dieses im Verschwinden begriffenen Stücks Zeitgeschichte machen. Blick aus Richtung Dieselstraße auf die Gebäuderückseite. 


| Die Gleisseite des zweiständigen Lokschuppens. Von hier verlief das Gleis der Industriebahn Neukölln zur Sonnenallee. 

| Ein letztes Bild - wer weiß, wann der ehem. Lokschuppen endgültig verschwunden sein wird. Rechts ist im Hintergrund noch ein Stück der unter der Dieselstraße hindurchführenden neuen Autobahn zu erkennen.


| Vom ehem. Lokschuppen (hinter der alten, hier zu sehenden Werkhalle der Rheinstahl Handelsgesellschaft) geht der Rundgang weiter die Dieselstraße entlang bis zur Ecke Ziegrastraße. Hinter der teilweise weiß getünchten Mauer befand sich der kleine Sommergarten des Restaurants "Marin".

| Details an der alten Werkhalle der Rheinstahl, später Max Cochius, welche auf die letzten Nutzer, einer Automobilwerkstatt, hinweist.