...einer Idee für die Stadt
Über mich und...
einer Idee für die Stadt
Das eigene Umfeld wird abgerissen. Dort, wo man als Kind auf Abenteuersuche ging, der Laden, in dem stets die nette Inhaberin ein paar Süßigkeiten übrig hatte oder der Zeitungsstand, an dem man so manche Mark seines Taschengeldes für Comic – Hefte ließ, wird plötzlich Haus für Haus, Straße für Straße flächendeckend entsorgt.
An die Stelle all der vielen kleinen und großen Erlebnisse, die man in den alten Straßenzügen hatte, treten nun mehrgeschossige Wohnbauten, die durch Klingelanlagen verschlossen keine Chance mehr für Abenteuerreisen gewähren. Vielleicht sind es eben diese Erinnerungen von damals, die mich besonders sensibel gegenüber den heutigen Veränderungen haben werden lassen.
| Der Schreiber dieser Zeilen (links vor der Bühne stehend), fotografiert während der Kameraarbeit in den abgerissenen Theatern am Kurfürstendamm. Meinen Fragestellungen und Anmerkungen können sich selbst die "Politik" und die beiden Theaterdirektoren nicht entziehen - eine Zuschauerin hat dabei leider das Nachsehen...
| Mit den abgerissenen historischen Häusern der Kurfürstendamm - Theater verband sich sowohl ein Stück bedeutender Kunst- als auch Architekturgeschichte..
| Auch jemand, der sich meiner damaligen Kamera nicht entziehen konnte: Der franz. Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing.
| Nach der Abnahme der franz. Garnison im Wedding bestieg der inzwischen leider verstorbene ehem. Präsident seine Limousine.
Meine erste Kamera erhielt ich zur Konfirmation von einem weitsichtigen Onkel geschenkt, der mein Interesse kannte und selbst genau hinsah, was sich in der Stadt tat.
Fortan sah man mich durch die Straßen gehen und schnell all das auf Rollfilm bannen, was es morgen eventuell nicht mehr geben würde. Und statt diverser Verwandten kamen mitunter ganz andere Personen aufs Bild, die das damalige West - Berlin besuchten.
Viele kennen noch den kleinen Laden in ihrer Straße, in der sie aufgewachsen sind und den längst die Zeit mit sich nahm.
Doch nach der Schließung ist es zu spät, um noch schnell ein paar Fragen nach der Geschichte des Ladens zu stellen oder gar Fotos zu machen.
Und Bilder der Medien, sofern es sie jeweils überhaupt gibt, sind längst nicht die eigenen, die eine ganz andere, ausführlichere Geschichte zu erzählen haben...
| Seit 1913 war Musik-Bading in der heutigen Karl-Marx- Ecke Thomasstraße ansässig. Ein Brand am Silvesterabend 2017 zerstörte dieses einmalige Geschäft.
| Die Druckerei der Familie Müller, in welcher auch der amtierende Regierende Bürgermeister Berlins, Michael Müller, arbeitete. Auch sie wurde nun geschlossen.
| Die Belle-Alliance-Lichtspiele am heutigen Mehringdamm im Jahre 1935.
| Das Gebäude des einstigen Kinos im Jahre 2021. Heute befindet sich hier die Bäckerei "Steinecke".
Vielen ist noch das alte Kino ein paar Querstraßen weiter in Erinnerung geblieben, in dem sie vielleicht einst ihre erste große Liebe schüchtern geküsst hatten. Doch heute gibt es viele dieser Orte nicht mehr. Statt dessen findet man hier nur noch allseits bekannte Textilketten oder Supermärkte. Wenige Kinos blieben noch übrig, doch auch sie haben es nicht leicht.
Denn auch heute noch stirbt so manches Lichtspieltheater in unserer Stadt. Ende 2019 schloss das Kino im Sony Center, 2020 das Colosseum an der Schönhauser Allee.
Meine Internetseite möchte nicht allein an Vergangenes erinnern, sondern vielmehr dazu aufrufen, all das zu unterstützen, was es in unseren Straßen noch immer gibt. Sie appelliert dazu, statt den Laptop für die nächste Bestellung aufzuklappen, einfach mal vor die Tür zu gehen und seine Einkäufe beim Händler an der Ecke zu tätigen.
Oder wie wäre es, statt den abendlichen Film online zu streamen, einfach mal, wie früher, ins nächste Kino zu gehen, sich dort auf die bequemen Sessel, zu setzen mit einer Tüte Popcorn in der Hand und losgelöst vom Alltag einfach einmal bei einem guten Film entspannen.
| Noch bestehend: der "Süßkramdealer" am Varziner Platz.
| Die Joseph-Roth-Diele in der Potsdamer Straße. Lecker Essen und Kultur...
| Zeit für Berlin ist längst auch ein Thema für die Medien - wie hier in der "Märkischen Allgemeine", der größten Zeitung des Berliner Umlands. Mehr hierzu auf Zeit für Berlin in den Medien.
Und wissen Sie was? Plötzlich ist einem der Kiez, in dem man wohnt, nicht mehr egal. Man schaut genau hin, was es in der eigenen Straße und darüber hinaus noch gibt. Der Händler an der Ecke ist nicht irgendein Verkäufer, das Kino ein Stück weiter nicht nur eine übriggebliebene Antiquität aus vergangenen Tagen. Und auch manch altes Gebäude nicht nur ein abzureißender "Schandfleck", sondern ein Ort, der noch eine Geschichte zu erzählen hat und erhalten bleiben sollte.
Kann man Verschwundenes wieder zurückbringen? Sicher nicht. Aber man kann das festhalten, was man heute sieht. Bleiben Sie mir und meiner Leidenschaft für unsere im Wandel begriffene Stadt verbunden. Ein Klick auf den Newsletter – Button genügt…
Ihr Lutz Röhrig