BLANKENFELDE-MAHLOW
Zustand des Gutshofes vor Sanierung
Schloß Dahlewitz
Zustand des Gutshofs vor Sanierung
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Geschichte1
Bild und Text: Lutz Röhrig
Der genaue Entstehungszeitraum des Gutshofs Dahlewitz ist nicht bekannt. In der Kirche von Dahlewitz findet sich jedoch ein Stein mit den Wappen derer von Otterstedt, der auf einen 1689 errichteten Gutshof verweist. Der Familie Otterstedt gehörte das Gut Dahlewitz von 1522 - 1785. Zwar stammen die derzeitigen Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert, jedoch steht das Gutsgebäude auf älteren Kellergewölben.
1785 wurde das Gut von der Familie von Otterstedt an Carl Magnus von Zülow auf Clemzig verkauft. Das Gut gewann erheblich an Wert, da der neue Besitzer hier u. a. eine Ziegelei, eine Brauerei sowie eine Stärkefabrik errichten ließ. Seine Nachfahren jedoch waren in kaufmännischen Belangen weit weniger geschickt - nach dem Konkurs ging das Gut durch viele Hände ehe es 1830 durch den Juristen Samson erworben wurde. Weiteren Besitzer waren 1850 der Berliner Kaufmann Alois Gilka, 1856 der Amtmann Engelhart und 1865 ein Herr von Unruh.
Nach von Unruh erwarb 1896 der Berliner Architekt Wilhelm Böckmann (Ende & Böckmann) das Gut, das er zu einem Musterhof ausbauen ließ. Von ihm stammt u. a. der 1897 errichtete Wasserturm sowie die beiden, bereits 1896 an das alte Hauptgebäude angefügten Seitenflügel. Auch der turmartige Pavillon an der Gebäuderückseite stammt von ihm.
| Das Wahrzeichen Dahlewitz, der alte Wasserturm, ist heute nur noch ein Schatten seiner selbst. Längst ist er auch im Inneren baufällig geworden, ein Aufstieg etwa zu den Aussichtsbalkonen nicht mehr möglich. Auch die Turmhaube, 1994 erneuert, entspricht nicht mehr dem mit ovalen Fenstern versehenen Original.
Die Fortschrittlichkeit in der Betriebsführung bestand aber nicht nur in der Errichtung des Wasserturms zur Bewässerung des Gutsparks und der landwirtschaftlichen Felder, sondern auch in der Anlage einer elektrischen Gutsbahn als Anschluss an die Berlin - Dresdner Bahn. Weitere Bauten Böckmanns waren das Schweizer Haus, die Stellmacherei und die Brennerei sowie ein Speicher. Damit war die von ihm angestrebte Form eines Vierseitenhofs komplett.
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Der zweite Weltkrieg führte zur Zerstörung des Schweizer Hauses sowie der Querbauten links und rechts des Wasserturms durch Bomben. Nach dem Krieg war das stehengebliebene Gutshaus kurzzeitig Sitz des sowjetischen Verwalters, dann dienten die Gebäude als Ausleihstation für Traktoren, im Gutshaus selbst waren die Traktoristen untergebracht.
Nach der Wende kam das Gutsgelände in den Pool der Treuhand, die es an einen privaten Eigentümer verkaufte. 1994 wurde von diesem die Dachhaube des Wasserturms rekonstruiert. Jedoch kam es 2001 zu einem Brand, welcher das Gutshaus stark beschädigte. Fortan sind weite teile der alten Gebäude ruinös. Es bestehen Pläne eines neuen Investors, den Gutshof unter Wahrung der Altbausubstanz wieder aufzubauen.
Exkurs2
Die von Wilhelm Boeckmann und seinem Partner Hermann Ende begründete Architekten-Sozietät (Ende & Boeckmann) gehörte zu den bedeutendsten Berlins. Boeckmann erwarb 1896 das ehemalige Rittergut und wandelte diesen in ein Mustergut nach dem neuesten Stand der Erkenntnisse in Landwirtschaft, Technik und Architektur um. Ihm verdankt der Gutshof seine heutige Gestalt (wenn auch der Krieg und der Brand von 2001 schwere Schäden hinterließen) einschließlich des Wahrzeichens von Dahlewitz: dem Wasserturm.
Zu dem Bestreben, ein Mustergut nach dem neuesten Erkenntnissen zu schaffen gehörte auch der Bau einer elektrisch betriebenen Güterbahn. 1898 nahm Wilhelm Boeckmann die eigleisige, rund 2,5 km lange Güterbahn in Betrieb, um so landwirtschaftliche Erzeugnisse wie auch die seiner Produkte Brennerei besser zum Bahnhof Dahlwitz (ab 1905 Dahlewitz) der Dresdner Bahn transportieren zu können. Über die hier bestehende Weichenverbindung war auch eine direkte Überstellung von Güterwagen möglich. Verwendung fand zunächst eine von Siemens & Halske fabrikneu erworbene und am 10.12.1898 auch gelieferte Akkumulatorenlokomotive mit einer Leistung von "15 PS mit 550 Volt".
Da der Akkumulatorenbetrieb sich nicht bewährte, rüstete die Fa. Siemens die Strecke mit einer Oberleitung aus und lieferte im Winter 1903/04 auch die zu einer Oberleitungslok umgebaute ehemalige Akkumulatorenlokomotive an die Domäne. Zum Domänen ("Dominium") - Betrieb gehörten auch zwei eigene, geschlossene Güterwagen. Der Betrieb bestand bis zum Kriegsende. Der weitere Verbleib der Anlagen und der Lok ist unklar. Vermutlich wurde die Lok als Reparationsleistung abtransportiert.
| Die Strecke der Anschlussbahn des Gutshofes. Der Gutshof befindet sich auf der Karte rechts. Von hier führt das Gleis zum Bahnhof Dahlewitz, wo eine Weichenverbindung bestand. Das Gleis verlief ein kurzes Stück in nördlicher Richtung mit der Dresdner Bahn parallel, da man hier ein eigenes Gleichrichterwerk (etwa an Stelle des heutigen Gemeindezentrums Dahlewitz) errichtet hatte.
Rundgang3
Der Zweite Weltkrieg führte auch im alten Gutshof zu schweren Schäden. So wurde u. a. das Schweizerhaus, welches den Abschluss der Gutsgebäude im hinteren Teil der Hofanlage bildete, vollständig zerstört. Ebenfalls zerstört wurden einige Speichergebäude links und rechts des Wasserturms, der seitdem isoliert ist von den sonstigen Gebäuden.
Weitere Schäden richtete im Jahr 2001 ein Feuer an, das im Wesentlichen das Hauptgebäude des Gutshofes betraf. Die Aufnahmen entstanden im Vorgriff auf dem Beginn geplanter Umbau- und Rekonstruktionsmaßnahmen.
| Der heute auf Grund der Kriegszerstörungen frei stehende Wasserturm. Die zerstörten Anschlussbauten sollen nach aktueller Planung in alter Kubatur (Umfang) wiederhergestellt werden - jedoch in moderner Formfassung.
| Offenbar hat es in neuerer Zeit im Inneren einige Veränderungen gegeben.
| Blick auf den Wasserturm aus der Höhenperspektive vom alten Lagerhaus aus. Deutlich zeichnen sich die Konturen der ehemaligen Anschlussbauten an der Brandwand ab. Das den Hof an dessen Kopfende vom Gutsparkt (im Hintergrund) trennende Schweizerhaus wurde gleichfalls im Krieg zerstört. Der Wasserturm sollte wieder als Aussichtspunkt zur Verfügung stehen.
| Blick vom ehem. Lagerhaus auf das Hofgelände des Gutshofes. In der Mitte das ehem. Waschhaus. Links das Herrenhaus und der Linke Anbau mit dem "Turm". Es folgt die Brennerei sowie die große Scheune.