Der Eden - Palast
Ein Großkino
des Architekten
Bruno Taut
Text und Fotos: Lutz Röhrig
Neben dem ehem. Warenhaus Jahndorf an der Kottbusser Brücke (später Standort von "Bilka") errichtete das Büro Taut & Hoffmann hier ihr zweites Wohn- und Geschäftsgebäude am Kottbusser Damm (siehe Bruno Taut. Teil 2).
Nach den Plänen Bruno Tauts, der später vor allem durch den Bau von Großsiedlungen wie der Hufeisensiedlung in Britz bekannt werden sollte und zu einem der bedeutendsten Vertreter des sog. "Neuen Bauens" avancierte, entstand nicht nur das Gebäude selbst, sondern auch das darin befindliche Kino, welches zunächst den Namen "Kinomatographentheater am Kottbusser Damm" erhielt.
Bewusst hatte Taut die Fassade des Gebäudes so gestaltet, dass diese bereits äußerlich erkennbar auf die vier Nutzungen des Gebäudes hinwies. Während die oberen Wohngeschosse eine weiße Verputzung erhielten, die durch dunkle Klinkersteine gegliedert worden war, hatte man das Ladengeschoss im Parterre als zweites Funktionsteil vollständig mit dunklen Klinkersteinen versehen. Dies traf auch auf die darüber liegende Büroetage als dritten Funktionsteil zu.
Der durch das Kino genutzte mittlere Teil des Erd- und Bürogeschosses als vierten Funktionsteil zeichnete sich vor allem durch seine beide Geschosse verbindenden großen Rundbögen aus.
Hinter diesen Rundbögen lagen die Eingänge zur Vorhalle, die Kinokassen, die Toiletten und die Treppenaufgänge zum Rang. Der rund 500 Plätze fassende Kinosaal selbst war durch eine gewellte Wand von der Vorhalle abgeschlossen. Die beiden Längswände des Kinosaals besaßen jeweils drei hohe Fensterreihen zu den Innenhöfen des Gebäudes, welche jedoch bis auf die Eingangstüren dauerhaft verschlossen waren.
In der oberen Etage Kinos befand sich der Rang und der Projektionsraum sowie eine weitere Toilette. Die Verbindung zwischen dem Parterre und dem Obergeschoss vermittelten zwei, den beiden äußeren der vier Rundbögen der Fassade gegenüberliegende Treppen, welche durch die in den Rundbögen eingelassene Fenster mit Tageslicht beleuchtet wurden.
Der Kinosaal besaß eine beeindruckende Deckendekoration aus kreisförmigen Motiven, welche sich auch im Geländer des Rangs wiederholten. 1917 wurde das Kino in „Eden-Palast“ umbenannt. Einen Namen, den es bis zu seiner Schließung 1952 beibehalten sollte.
| Der "Eden - Palast". Blick von der gleichzeitig auch als Bühne dienenden Leinwand zum Rang und zum Parkett. Damals waren viele Kinos noch mit Holzgestühl versehen, so etwa auch das Movimento, das gleichfalls am Kottbusser Damm liegt - und bis heute existiert.
Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Lediglich die Erdgeschosszone war für die Nutzung durch Läden und dem "Eden - Palast" provisorisch wiederhergerichtet worden. Die darüber liegenden ehem. Wohngeschosse waren unbewohnt und über Jahrzehnte Wind und Wetter ausgesetzt.
Das Kino bestand trotz der enormen Kriegsschäden des Gebäudes noch bis 1952. Dann überließ man die Ruine mit Ausnahme der Läden im Erdgeschoß über viele Jahrzehnte weitgehend sich selbst.
1978 wurde das gesamte Gebäude durch das Architektenpaar Inken & Hinrich Baller als Neubau mit vorgeblendeter historischer Fassade wiederhergestellt - leider ohne Kino. So ist heute das Moviemento am Hohenstaufenplatz das letzte Kino am Kottbusser Damm.
| Kottbusser Damm 2 -3. Grundriss des Erdgeschosses. In der Mitte gut zu erkennen die Eingänge und das Foyer des Kinos. Dahinter, getrennt durch eine gewellte Wand, der zwischen zwei Höfen liegende Kinosaal. Rechts und links Räumlichkeiten für Ladengeschäfte.
| Der Eden-Palast 1927. gezeigt wird der Film "Das gefährliche Alter" mit Asta Nilson. Da in dem Film eine ältere verheiratete Dame mit einem jungen Studenten einen Seitensprung begeht, wurde der Film als "Nicht Jugendfrei" eingestuft... Auch patriotische Werke wurden gezeigt wie ein Film über den Deutsch-Dänischen Krieg von 1864.