Alt-Lichtenrade 81
Büdnerhaus Lichtenrade
Alt-Lichtenrade 81
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Buednerhaus1
1 | Ein altes Büdnerhaus
Bild und Text: Lutz Röhrig
Jedes Mal, wenn meine Partnerin und ich wieder einmal das Restaurant der Familie Reisel in Alt-Lichtenrade aufsuchen, dann fällt mein Blick unwillkürlich auf das der Gaststätte benachbarte alte Gebäude. Nicht ohne Grund. Denn von Mal zu Mal werden die Schäden an dem seit fast 30 Jahre leerstehenden, ungenutzten Gebäude größer – und das, obwohl das ehem. sogenannte Büdnerhaus seit 1995 unter Denkmalschutz stehend ist. Denn der historische Wert des um 1840 errichteten Gebäudes ist unstrittig. 1838 war die Chaussee nach Cottbuss fertiggestellt worden, die mitten durch Lichtenrade führte und eine nachhaltige Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des Dorfes durch den Reiseverkehr versprach.
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Es entstanden daher nördlich der Groß-Ziethener-Straße eine Reihe von Büdnerhäusern, in die vor allem Handwerksmeister einzogen. So war auch das Haus in Alt-Lichtenrade für einen Handwerker, dem Schneidermeister Carl Schulze, errichtet worden. Das 1890 in südlicher Richtung erweiterte Gebäude ist ein Beispiel dafür wie ländliches Wohnen in Lichtenrade vor der Mitte des 19. Jahrhunderts aussah und wie sich Lichtenrade langsam auf Grund des gestiegenen Wohlstands nach Norden zu vergrößerte. Vom Durchgangsverkehr lebte auch die hier von 1893 bis 1904 bestehende Postagentur.
| Die Straßenseite des traufständigen (mit der Längsseite zur Straße stehenden) Büdnerhauses. Deutlich trotz Pflanzenwuchs ist rechts neben dem durch eine Jalousie verschlossenen Fenster die Verlängerung des Gebäudes von 1890 zu sehen, die das Büdnerhaus seither etwas asymmetrisch erscheinen lässt. Die fehlenden Firstziegeln (links) weisen auf den ehem. Standort des ins Innere gestürzten, zweiten Schornsteins hin.
| Die Gartenseite des Büdnerhaus. Links der Windfang mit Abgang zum Keller.
Das Gebäude hat die Zeiten weitgehend im originären Zustand überdauert. Fenster und Türen stammen noch aus der Erbauungszeit und auch die Grundrissdisposition wurde nie verändert. So schließt sich hinter dem Flur die Küche an, von der über eine Treppe der Keller mit seinen erhalten gebliebenen Tonnengewölben zu erreichen ist. „Preußische Kappen“, die, da einfacher zu errichten, bald die Tonnengewölbe ablösten, findet man nur in einem 1890 angebauten zusätzlichen Kellerraum. Und etwas ganz Besonderes ist die im Dach erhalten gebliebene Räucherkammer….
Eine Menge Gründe sprechen also dafür, dieses Gebäude zu erhalten. Doch der jahrzehntelange Leerstand des Gebäudes nagt an seiner Substanz. Vor einiger Zeit stürzte einer der beiden Schornsteine auf Grund des inzwischen morschen Dachgebälks in den Innenraum. Bereits zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Denkmalliste wies das Gebäude erhebliche Schäden auf, der damalige Eigentümer ließ bereits Pläne zur Beräumung des Grundstückes für einen Neubau aufstellen.
Zukunft2
2 | Ein trauriger Blick in die Zukunft
Doch zu einem offiziellen Abbruchantrag kam es nie. Inzwischen, so verlautet es aus dem Stadtentwicklungsausschuss, befindet sich das Gebäude im Besitz eines britischen Unternehmens. Dieses lehnt eine Kontaktaufnahme zu den Behörden schlichtweg ab. Und theoretisch mögliche Zwangsmaßnahmen scheitern an den knappen finanziellen und personellen Ressourcen der zuständigen Ämter.
So gerät das Gebäude in schöner Regelmäßigkeit vor Wahlen und sonstigen kommunalen Großereignissen in die Schlagzeilen. Man wolle endlich eine Lösung herbeiführen - doch bis heute kümmern sich nur Wind, Stürme, Regen und Schnee um das alte Büdnerhaus. Und so könnte man denn auf die Frage, wer endlich eine Lösung für das alte Büdnerhaus hat, mit der Zeile eines alten Bob Dylan Songs antworten: The answer, my friend, is blowin' in the wind…
| Nahansicht des Windfangs und Kellerabgangs.
| Die Zimmerdecke ist stark geschädigt und wurde durch eine Holzkonstruktion abgesichert.
| Seit Jahren weist ein Bauschild auf letzte Sicherungsmaßnahmen im Gebäude hin. Ob es je zu einer umfassenden Rekonstruktion kommen wird?