Der Boulevard der Stars
Potsdamer Straße
Der "Boulevard der Stars" an der Potsdamer Straße
Das Kino "Arsenal" im Sony - Center (In Vorbereitung)
Das "Museum für Film- und Fernsehen" im Sony - Center (In Vorbereitung)
Der Dussmann Film - Museumsshop im Sony - Center (In Vorbereitung)
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1 | Ein Boulevard im Verfall
Bild und Text: Lutz Röhrig
Einst wurde der „Boulevard der Stars“ mit jedem neu verlegten Stern gefeiert. Das Umfeld zwischen dem "Museum für Film und Fernsehen", der "Deutschen Filmakademie", den damaligen Kinos und nicht zuletzt auch die im Umkreis stattfindenden Veranstaltung der Berlinale schien dazu passend. Doch die allzu einfache bauliche Ausführung führte zu einem allmählichen Verfall des Boulevards, an dem auch die 2013 durchgeführte Sanierung nur kurzfristig etwas ändern konnte.
2016 kam es zur Verlegung der letzten Sterne, seither wird der nicht mehr unterhaltene Boulevard dem Verfall überlassen. Ohnehin haben fast sämtliche Filmeinrichtungen das Umfeld des Potsdamer Platzes verlassen, so dass es auch keine inhaltliche Bezugnahme - etwa zum Film und Fernsehmuseum - mehr gibt. Dass es den „Boulevard der Stars“ überhaupt gibt, ist einer privaten Initiative des Filmhistorikers Gero Gandert zu verdanken…
| Blick in Richtung Potsdamer Platz und der diesen flankierenden Hochhäusern des Bahn-Towers der Deutschen Bahn AG (links) und des Kollhoff - Towers. (rechts). Der Asphalt - Belag des "Boulevards der Stars" ist brüchig und und an vielen Stellen eher schwarz als rot. Die Lichtanlage, welche die im Boden eingelassenen Sterne beleuchten soll, ist längst abgeschaltet.
| Volker Schlöndorff ist eine der bekanntesten Produzenten, Schauspieler und Regisseure des politischen Films. Bekannt wurde er u. a. mit seiner Böll - Verfilmung: "Die verlorene Ehre der Katharina Blum", die er gemeinsam mit seiner Frau, der Regisseurin Margarethe von Trotta, inszenierte. Sein bisher bedeutendste Werk ist jedoch die Verfilmung des Romans von Günther Grass "Die Blechtrommel" (1979). Er wurde 1980 als bester fremdsprachiger Film mit einem "Oscar" ausgezeichnet.
| Schauspielerin, Sängerin, Autorin - über "Hildegarde Neff", wie sich der Weltstar im Ausland nannte, braucht sicher kaum mehr etwas gesagt zu werden. Man denke nur an Filme wie "Die Sünderin", mit dem sie für einen Skandal sorgte, "Die Mörder sind unter uns" oder Chansons wie "Für mich soll's rote Rosen regnen". Auch als Autorin trat die Knef, deren 100. Geburtstag 2025 posthum begangen wird, mit meist autobiographischen Büchern wie "Der geschenkte Gaul" hervor.

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| Blick in Richtung der Philharmonie (im Hintergrund rechts) im Licht der aufgehenden Sonne. Nach dem Wegzug oder Abbruch fast aller Kinos im Umkreis des Potsdamer Platzes blieb nur noch das "Cinemaxx" (links) übrig. Auch in diesem Abschnitt ist der in etwa 320 m lange Boulevard der Stars kaum als Ehrung von Filmschaffenden wahrnehmbar.
2 | Der Weg zum Boulevard der Stars
Als Ergänzung zu dem im Umkreis des Potsdamer Platzes bereits vorhandenen, dem Medium Film gewidmeten Kultureinrichtungen setzte sich nach einer Idee des Filmhistorikers Gero Gandert eine private Initiative, die „Boulevard der Stars gGmbH“ dafür ein, auf dem Mittelstreifen der Potsdamer Straße und der seitlichen Bürgersteige gegenüber dem damals hier ansässigen Filmmuseum einen „Boulevard der Stars“ nach dem Vorbild des „Walk of Fame“ in Los Angeles anzulegen.
Nach einem ersten gescheiterten Wettbewerb und den in der Folge angepassten Rahmenbedingungen und Auswahlverfahren wurde 2009 unter den letzten verbliebenen sieben Wettbewerbsteilnehmern seitens des Senats ein Wettbewerb zur Gestaltung des Boulevards ausgeschrieben, aus dem der Entwurf von ART +COM und Graft Architekten als Sieger hervorging. Für den Bau des aus rot eingefärbten Asphaltbelags bestehenden Boulevards standen EU – Fördermittel in Höhe von rund 1 Million Euro zur Verfügung.
Am 5. Februar 2010 erfolgte während der Berlinale 2010 die Grundsteinlegung und am 12. Februar die Verlegung des ersten Sterns für die Schauspielerin Marlene Dietrich. Die offizielle Einweihung erfolgte einige Monate später, am 10. September 2010, mit der Verlegung von 39 weiteren Sternen. Die Auswahl der zu ehrenden Personen erfolgte durch ein Gremium, dass sich aus je einem Vertreter der "Stiftung Deutsche Kinemathek" des Museums für Film und Fernsehen, der "Deutschen Filmakademie", des "Adolf - Grimme - Instituts" und des "Förderkreises des Museums für Film- und Fernsehen" zusammensetzte.
Von Anfang an gab es Kritik an der doch eher einfachen Ausführung des Boulevards, die auf den 2003 erfolgten Beschluss zurückzuführen ist, auf den Mittelstreifen der Potsdamer Straße eine Straßenbahnlinie verlaufen zu lassen. Eine Haltestelle und der Gleisverlauf waren bereits Teil des Siegerentwurfs. Zudem sah der Entwurf vor, dass der "Boulevard der Stars" ein erster Teil eines "Grand Boulevards der Künste" werden sollte, welcher sich mit seinen dem Film, der Musik, der Gestaltung und der Bildenden Kunst gewidmeten Abschnitten bis zur Neuen Nationalgalerie erstrecken würde.
Der rote Gussasphalt war entsprechend dem Entwurf als erster Bestandteil eines "Premierendefilees" zu verstehen. Die Sterne verorten dabei die jeweils zu ehrenden Stars an bestimmten Punkten, die mittels einer Lichtanlage beleuchtet werden. Zudem wurden Kameras aufgestellt, die mittels einer Spiegeloptik nach dem Prinzip des von John Pepper im 19. Jahrhundert erfundenen Bühnentricks die jeweiligen Stars zum Leben erwecken und es Besuchern ermöglicht, sich mit diesen fotografieren zu lassen. Der interaktive, den Besucher in den Boulevard mit einbeziehende Ansatz sollte damit über das Vorbild des "Walk of Fame" in Los Angeles hinausgehen.
| Der Boulevard der Stars erstreckt sich bis zum Potsdamer Platz, dessen historische Verkehrsampel (In der Bildmitte, der grüne Turm, eine Rekonstruktion) sowie das "Piano - Hochhaus" (nach dem Architekten Renzo Piano, am Bildrand rechts) im Hintergrund erkennbar sind. In der Mitte das Zugangsbauwerk zum Regional- und S- Bahnhof. Am Potsdamer Platz, vor dem Filmmuseum und am Ende des Boulevards vor der Kreuzung mit der Ben - Gurion - Straße stehen geschwungene Informationstresen aus Beton, welche die Lage jedes einzelnen der derzeit vergebenen Sterne wiedergeben.
| Mit ihm hatte auch zeit-fuer-berlin eine Begegnung anlässlich der Einweihung der Gedenktafel für das Electronic - Beat - Studio in Berlin: Der in Deutschland geborene Hans Zimmer ist einer der bekanntesten Hollywood - Filmmusikkomponisten unserer Tage. Von ihm stammt der Sound von Filmen wie König der Löwen (1994), Gladiator, Fluch der Karibik, Interstellar, Dune (2021) usw...
| Tom Tykwer, in Wuppertal geboren, war unter anderen 1988 Geschäftsführer des Moviemento in Berlin-Kreuzberg. 1994 war er Mitbegründer der Produktionsfirma "X Film Creative Pool". Sein hier auch produzierter Film "Lola rennt", für den Tykwer das Drehbuch schrieb, wurde ebenso zu einem Erfolg wie etwa seine Beteiligung als Regisseur an der Fernsehserie "Babylon Berlin".
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3 | Das Ende des "Boulevard der Stars" ?
Die simple Ausführung des Boulevards der Stars aus rot eingefärbtem Gussasphalt hatte zur Folge, dass sich der Belag bereits innerhalb weniger Jahre aufzulösen begann und schließlich 2013 komplett erneuert werden musste. Bis 2016 erfolgte nun die Verlegung weiterer Sterne bis zum derzeitigen Stand von 105.
Am 31. März 2018 wurden Teile des Boulevards durch einen Autounfall zerstört. Im gleichen Jahr wurde zudem auch die Zuständigkeit für den Boulevard dem Bezirksamt Mitte von Berlin übertragen und die „Boulevard der Stars gGmbH“ bis 2019 liquidiert. Seither gab es weder eine Verlegung neuer Sterne noch entsprechende Pflege- oder Erhaltungsmaßnahmen.
Mit dem Wegzug oder der Schließung fast aller Filmeinrichtungen im Bereich der Potsdamer Straße verlor der Boulevard der Stars zudem auch seinen inhaltlichen Bezug. Was aus dem Boulevard der Stars in der Zukunft werden wird, bleibt offen. Für Touristen und Berliner, welche sich auf den historischen Spuren der "Filmstadt Berlin" begeben möchten, ist der Potsdamer Platz ohnehin keine gute Adresse mehr.
| Der vor dem zum Zeitpunkt der Aufnahme noch vor dem Film - und Fernsehmuseum stehende Informationstresen. Doch viele der Sterne auf dem Tresen wurden bereits gestohlen. Verfall und Graffiti tun das Übrige. Wer genau hinschaut, sieht ganz oben rechts im Bild die blauen Buchstaben "IM". Sie stehen für das ehem. IMAX des 2019 geschlossenen Cinestar - Kinos im Sony - Center.
Abstand
| Zu Reitz mit seinen typischen ruhigen, langen Kameraeinstellungen gedrehten "Heimat" - Filmen habe ich eine besondere Beziehung, lebten doch Angehörige unserer Familie im Hunsrück. Sein neuestes Werk ist der auf der Berlinale 2025 vorgestellte Film "Leibniz - Chronik eines verlorenen Bildes", der demnächst in die Kinos kommen wird.
| Werner Herzogs ruhige Art, die Dinge zu erzählen, steht im krassen Gegensatz zu seinem langjährigen Hauptdarsteller Klaus Kinski. Legendär sind seine Erzählungen über die Schwierigkeiten am Drehort des Films "Fitzcarraldo" (1982), bei denen die einheimischen Komparsen angesichts der Wutausbrüche Kinskis vorschlugen, diesen zu töten...