Spedition Albert Mann


Bahnhof Yorckstraße und Brauerei Fidicinstraße

Karte Friedrichshain - Kreuzberg

Weinspedition Albert Mann

Bahnhof Yorckstraße und Brauereigelände Fidicinstraße

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1 | Einleitung. Ein Familienbetrieb im Wandel.

Die "Internationale Spedition Alfred Mann" gehörte nach dem Krieg bis in die 1980er Jahre zu den größten Transportunternehmen für Wein - und Spirituosen im damaligen West - Berlin. Der riesige, direkt gegenüber dem S- Bahnhof Yorckstraße liegende Speditionsschuppen war seinerzeit stadtbekannt - nicht zuletzt durch die hier etwa 2 x die Woche eintreffenden, mit schweren Weinfässern beladenen Güterzüge. Zeitweilig besaß das Unternehmen eine Art Monopolstellung, da für Transport und Entladung der über eine Tonne wiegenden Holzfässer der Wein- und Spirituosenhersteller spezielles Knowhow und entsprechende Gerätschaften notwendig waren.

 


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Mit dem Erwerb großer Teile der alten Bockbier - Brauerei an der Fidicinstraße samt den dortigen Weinkellern durch Walter Mann, dem Sohn des Gründers,  erschloss sich das Unternehmen nicht nur neue Lagermöglichkeiten, sondern mit der Vermietung nicht benötigter Flächen und Kellergeschosse auch ein zusätzliches Geschäftsfeld. So waren in den alten, gleichmäßig temperierten Brauereikellern etwa auch die Senatsreserve für Rum untergebracht.

 

Nach dem Ende des Speditionsbetriebs und der Renovierung der alten, denkmalgeschützten Brauereigebäude, konzentriert sich das Unternehmen unter der Führung des Schwiegersohn von Walter Mann, Dirk C. Kasten, ganz auf die Vermittlung hochwertiger Büroflächen. Die "Kasten - Mann Real Estate Advisors GmbH & Co. KG" ist weiterhin ein Familienbetrieb, die sich mit der "Kasten - Mann Stiftung" auch für notleidende Menschen in Berlin (z. B. Kinderschutzzentrum Berlin e. V., Bahnhofsmission) und für internationale Entwicklungshilfe - Projekte einsetzt. 

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Der große Lagerschuppen der auf Wein und Spirituosentransporte spezialisierten Spedition Albert Mann am Bahnhof Yorckstraße.

| Der große Lagerschuppen der auf Wein und Spirituosentransporte spezialisierten Spedition Albert Mann am Bahnhof Yorckstraße. Dieser bestand bis in die frühen 1980er Jahre. Der Bahnanschluss erfolgte über eine eigene, neben dem Gleis der S- Bahn liegende Brücke, deren vom Güterbahnhof der Dresdner Bahn (heute Gelände des Hellweg - Baumarktes) kommendes Gleis an einem Prellbock endete.


1 | Ein Kreuzberger am Rande seiner Welt

Bild und Text: Lutz Röhrig 

Als geborener Kreuzberger zog mich das Umfeld des Anhalter Bahnhofs magisch an. Die Ruine am Askanischen Platz, die endlos große Schotterfläche, auf dem einmal vor langer Zeit das Hauptgebäude des Bahnhofs stand und die alten, längst überwucherten Bahnsteige dahinter. Ein unwirklicher Ort unweit der Mauer zu Ost-Berlin. Nur etwas für Engel, die sich lt. Wim Wenders filmischem Meisterwerk ab und an sich in der Nähe des heute längst vergessenen Imbisses am Rande der Schotterfläche aufhalten sollen, einst begrüßt von Peter Falk… 

Doch auch an diesem abgelegenen Ort am Rande der Mauer zum Potsdamer Platz änderten sich im Laufe der Jahrzehnte die Dinge. Die Magnetbahn mit ihren weit auskragenden Stützpfeilern über den Tunnel der heutigen U2 verschwand nach der Wende ebenso, wie die langen gemauerten Gewölbe der sich von der Kanalbrücke hin zum unterirdischen Bahnhof Potsdamer Platz absenkenden Rampe der Hochbahn. Vergessen auch der merkwürdige „Buckel“ welchen die Bernburger Straße über den sich an die Rampe anschließenden Tunnel der heutigen U2 machen musste und über den sich jeder Autofahrer wunderte. 

Stadtklause Bernburger Straße. Erster Gastraum.

| Die Stadtklause hatte eine besondere Atmosphäre. Die Holzvertäfelung an den Wänden, die kassettierte Decke und die darin befindliche Beleuchtung aus Glühbirnen trugen im Wesentlichen dazu bei. Hinzu kamen die literarischen Zitate in den Deckenkehlen sowie das gotisch anmutende Fenster in der Nische gleich neben der Eingangstür. Ebenso stimmig waren die alten Fotos zur Geschichte des unweit entfernten Anhalter Bahnhofs. Und die hölzernen Bänke ließen einem an die alten S-Bahnwagen denken, von denen Sie vermutlich auch stammten.

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Stadtklause Bernburger Straße. Blick zum zweiten Gastraum.

| Man ging hinein in dieses scheinbar aus der Zeit gefallene Lokal und fühlte sich gleich geborgen. Im Winter strahlte der Kamin eine wohlige Wärme aus - und dem auf der Speisekarte angebotenen Schnitzel konnte man als Insider kaum widerstehen. Durch den Torbogen ging es in den zweiten Gastraum und weiter zu den wenigen Plätzen neben der Küche. Doch nur wenige wussten, das es rechts die Treppe hinunter nicht nur zu den Toiletten ging, sondern auch zu einer kleinen Ausstellung. , die jedoch auf Grund des abgeschalteten Lichtes meist im Dunkeln lag.

Die Berliner Spedition A. Mann wurde 1918 von Albert Mann begründet und war vor allem auf Transporte von Wein- und Spirituosen spezialisiert. Das Unternehmen besaß auf dem Gelände unmittelbar hinter dem Empfangsgebäude des S-Bahnhofs Yorckstraße einen großen Lagerschuppen, welcher auf der dem S-Bahnsteig zugewandten Seite über einen eigenen Gleisanschluss verfügte. Das Gelände ist heute mit den Wohn- und Gewerbebauten des Quartiers "Neu - Schöneberg" überbaut.

 

In den Bauakten finden sich nur wenige Unterlagen über den großen Lagerschuppen der Fa. Albert Mann. Am 29. Januar 1942 hatte die Spedition ein Schreiben an die Schöneberger Baupolizei eingereicht, in dem Sie um die nachträgliche Genehmigung einer bereits Anfang Dezember 1941 aufgestellten und in Betrieb genommenen zusätzlichen Baracke auf dem Lagerplatz 113 (zwischen dem Bahnhofsgebäude und dem Lagerschuppen) bat. Offenbar war das Frachtaufkommen zumindest während der ersten Jahre des Zweiten Weltkriegs derart groß, dass 26 "deutsche Arbeiter" hier beschäftigt werden mussten, für die der bisherige, lediglich 12 qm große Aufenthaltsraum bei weitem nicht mehr den Anforderungen entsprach.

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