BEZIRK TEMPELHOF-SCHÖNEBERG VON BERLIN
am Mariendorfer Damm
Molz Raumdesign
Seit fast 100 Jahren in Mariendorf
Topanker
Inhalt und Kapitelübersicht
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1 | Einleitung. Erinnerungen
Bild und Text: Lutz Röhrig
Es ist für mich immer eine große Freude, wenn ich mit meiner Partnerin ein Geschäft besuchen kann, dass schon lange, trotz all der vielen zeithistorischen Umbrüche, besteht. Einer dieser zunehmend seltener werdenden Familienbetriebe ist das auf Raumausstattungen spezialisierte Ladengeschäft der Familie Molz in der Kaiserstraße 31, Ecke Mariendorfer Damm.
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Franziska war auf die Begegnung besonders gespannt, da sich die Familie Molz und ihre Mutter, welche Inhaberin des gegenüberliegenden Geschäfts „Wolle – Pfeiffer“ gewesen war, noch persönlich kannten. Und in der Tat bestanden viele gegenseitige Erinnerungen, man hatte sogar einen alten Zeitungsartikel aufgehoben, welcher den Laden von „Wolle – Pfeiffer“ noch zeigte. Herzlich begrüßt wurden wir von Gabriele Molz, welche das Geschäft gemeinsam mit ihrer Tochter Vivien Molz heute führt. Gern war sie bereit, uns die Geschichte des Familienbetriebs zu erzählen, die ihren Anfang in der noch jungen Weimarer Republik nimmt...
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2 | Geschäftsgründung- und der Zweite Weltkrieg
1921 eröffnete die Großmutter des 2007 verstorbenen Mannes von Gabriele Molz, Horst Molz, das Geschäft zunächst am Mariendorfer Damm 85 (damals Chausseestraße) auf der dem heutigen Standort gegenüberliegenden Straßenseite. Verkauft wurden seinerzeit ausschließlich Farben und Tapeten. Ein zu Beginn der Zwanziger Jahre ungewöhnlicher Schritt, zumal angesichts der noch immer galoppierenden Hyperinflation, die zunehmend den Wert des Geldes schrumpfen ließ.
Doch Maria Molz schaffte es. 1924, ein Jahr nach dem Ende der Inflation, konnte das Geschäft ins Haus Mariendorfer Damm 82 (heute ein italienisches Feinkostgeschäft) verlegt werden. 1935 kam es zum Generationswechsel. Nun übernahmen ihr Sohn Otto Molz und seine Ehefrau Gertrud - die Eltern von Horst Molz - das Ladengeschäft.
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges musste der Laden geschlossen werden. Und es kam noch schlimmer. Otto Molz wurde zum Militär eingezogen - und fiel im Krieg. Die Zukunft des Geschäftes am Mariendorfer Damm schien nun mehr als ungewiss.
| Die Familie Molz am Mariendorfer Rathausplatz. Es steht zugleich für die Verbundenheit der Familien mit Mariendorf. Vorne links: Luise Hillbrand, geb. Molz, Tochter der Firmengründerin. Dahinter ihr Mann Leo Hillbrand. In der Mitte mit weißem Kleid: Emmi Hillbrand, später Müller. Ganz Rechts: Maria Anna Molz, geb. von Hoven, die Firmengründerin. Links daneben hinter Emmi ihr Sohn Otto Molz.
| Der Aufnahmepunkt des Familienbildes oben rechts ist heute so nicht mehr vorhanden. Einst befand sich hier eine große Grünanlage mit dem im Krieg zerstörten Mariendorfer Rathaus im Hintergrund. Entlang der Bildmitte verläuft die Rathausstraße. Der Bus befährt die Kaiserstraße. Postkarte Sammlung Röhrig.
| Die Familie Molz ist anlässlich des 15jährigen Geschäftsjubiläums (1936) zusammengekommen. Auch offizielle Stellen sendeten aus diesem Anlass Schmucktelegramme und Blumenbuketts. Ganz links mittig: Frau Maria Molz. Dahinter ihre Tochter, Luise Hillbrand. Ganz vorn links sitzend mit dunkler Bluse: Frau von Hoven, Mutter von Maria Molz.
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3 | Nachkriegszeit bis zum Tode von Horst Molz
Doch die Frauen waren tapfer und standen in jener Zeit selbst ihren Mann - notgedrungen. So eröffnete Gertrud Molz 1946 wieder das Ladengschäft, das sie nun alleine führte. Verkauft wurden Tapeten und Fußbodenbeläge. Ihr Wunsch war es, das Geschäft so lange weiterzubetreiben, bis ihr Sohn Horst es eines Tages übernehmen würde. 1977 war es dann soweit. Horst Molz übernahm die Leitung des Geschäftes.
Unter Horst Molz wurde das Geschäft für Farben und Tapeten in ein Fachgeschäft für Raumdesign umgewandelt, der Laden zur Kaiserstraße hin erweitert. Das Geschäft erhielt seine für das Design der End - Siebziger so typischen, bis heute erhalten gebliebenen (was ich sehr schätze) Schaufenster und Leuchtbuchstaben mit abgerundeten Ecken sowie die gleichfalls für jene Zeit typische Farbgebung in Braun - Beige und Weiß als Grundfarbe. Die Eröffnung des Erweiterungsteils an der Kaiserstraße sowie des komplett umgebauten bisherigen Ladengeschäfts war 28. April 1978.
Beide Ladenteile, zwischen denen damals die direkt an der Ecke gelegene Bankfiliale (zuvor ein Schultheiss - Lokal) sowie die Eingänge des Wohnhauses lagen, waren miteinander verbunden, so dass das Geschäft nunmehr eine beachtliche Größe besaß. Die derart erweiterten Geschäftsräume erforderten natürlich auch mehr Mitarbeiter.
Im Zusammenhang mit der Geschäftserweiterung wurde 1978 so auch Gabriele als Dekorateurin eingestellt. Es kam, wie es manchmal so kommt: Gabriele und Horst verliebten sich ineinander, heirateten und führten seitdem das Geschäft zusammen.
| Zwei Aufnahmen des Geschäfts vermutlich Ende der 1940er Jahre. Noch sind großformatige Scheiben Mangelware. Während das linke Schaufenster schon wiederhergestellt ist, weisen die Übrigen noch die für die Nachkriegszeit typische Behelfsverglasung auf. Auch sind Schäden am darüberliegenden Erker bzw. Balkonunterzug erkennbar.
| Feierliche Dekoration anlässlich des 30jährigen Geschäftsjubiläums 1951. Längst verschwunden sind die behelfsmäßigen Verglasungen der Nachkriegszeit.
| Frau Gertrud Molz präsentiert stolz ihren neuen Kombi. Am Steuer ihr Sohn Horst Molz. Das Fahrzeug ist ein DKW F 89 U (Universal= Kombi) in Gemischtbauweise (mit Holzanteil für den Kombi - Aufbau), wie er von 1951 - 1953 (ab 1953 dann Ganzstahlkarosserie) produziert wurde. Das KB - Kennzeichen für "Kommandantura Berlin" wurde von 1947 bis 1956 für alle Fahrzeuge in den Westsektoren Berlins ausgegeben und löste die zuvor hier gültigen kyrillischen Kennzeichen ab.
| Der Laden am Mariendorfer Damm 82 nach dem Umbau 1978. Die Ladenfront wurde umfassend modernisiert. 1993 wurde dieser Ladenteil zugunsten des Erweiterungsteils in der Kaiserstraße aufgeben. Auch das (nicht der Familie gehörende) Gebäude selbst ist mittlerweile stark verändert. Verschwunden sind die Balkone neben dem Erker.
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4 | Molz Raumdesign in der Gegenwart
Nach dem Tode Ihres Mannes 2007 führte Gabriele Molz zunächst das Geschäft alleine weiter. Die wachsende Konkurrenz durch Bau- und Heimwerkermärkte führten 1993 zu einem harten Schnitt: der Ladenteil am Mariendorfer Damm, welcher u. a. das Farben- und Tapetensortiment enthielt, wurde mit Ausnahme der Spezialkollektionen komplett aufgegeben.
Heute führt neben Gabriele auch ihre Tochter Vivien – die seit 2013 auch die unternehmerische Leitung hat - das längst weithin bekannte Ladengeschäft für Raumdesign in der Kaiserstraße. Im Unterschied zu vielen Baumärkten und Onlineportalen steht hier die Qualität bei allen Produkten (zu denen u. a. auch die fast schon legendäre Spezialkollektion an Tapeten aus aller Welt gehört) und hiermit in Verbindung stehenden Dienstleistungen im Vordergrund.
Zu diesen Dienstleistungen gehört etwa eine umfassende Beratung bei der Ausstattung von Wohnräumen und eine fachmännische Umsetzung der Planung direkt vor Ort, bei der insbesondere auch fundiertes handwerkliches Können gefragt ist. Polsterungen, Näharbeiten an Gardinen und Vorhängen, Teppichverlegearbeiten – all dies gehört zum Leistungsumfang der Fa. Molz. So kommt es, dass viele Kunden und deren Kinder und Kindeskinder schon seit Generationen durch die Familie Molz in Sachen Raumdesign betreut werden.
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5 | Nachwort- und Ausblick
Es gibt so jene Dinge in unseren Straßen, die altvertraut sind und die man nicht missen möchte. Dazu gehört auch das Geschäft von „Molz Raumdesign“.
Und, ich darf es an dieser Stelle sagen, auch die Familie Pfeiffer war seinerzeit beeindruckt von dem Fleiß und der hochwertigen Ausführung aller Arbeiten der Familie Molz – etwas, das nicht unbedingt jedem nachgesagt werden kann. Bei der Familie Molz jedoch kann man seine Wohnung unbesehen den fachmännischen Händen der beiden Damen und ihrer Mitarbeiter überlassen – ganz sicher. Wer von Ihnen besucht werden möchte, der kann dies gern über die Internetseite der Familie Molz vereinbaren.
| Das Ladengeschäft von Molz am Mariendorfer Damm 82 in den frühen fünfziger Jahren. Damals befand sich an der Ecke zur Kaiserstraße noch keine Bankfiliale, sondern eine Kneipe. Die gegenüber liegende Ecke wurde zu diesem Zeitpunkt noch von einer Carisch - Kaffee - Filiale eingenommen. Später befand sich hier das Geschäft von Wolle - Pfeiffer, ehe Radio - Möller sich weiter vergrößerte.
| Während die Bankfiliale an der Ecke inzwischen ausgezogen ist, besteht die Apotheke im Nachbarhaus (siehe Kapitel 3) noch immer. Auch die Werbung für Molz unter dem Erker blieb weiterhin hier bestehen.