Die Belle-Alliance-Lichtspiele


am Kreuzberger Mehringdamm

Belle-Alliance-Lichtspiele

Mehringdamm 60

Inhalt und Kapitelübersicht

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1 | Ein Kino am Mehringdamm

Bild und Text: Lutz Röhrig 

Die damalige Belle-Alliance-Straße (ab 1947 Mehringdamm) war eine der wichtigsten Ausfallstraßen Berlins – insbesondere, da die sich nördlich anschließende Verbindung vom Halleschen Tor zur Friedrichstraße anders als heute noch nicht unterbrochen war. So verwundert es kaum, dass auch an diesem Straßenzug eine Reihe von Kinos entstanden. Zu diesen Kinos gehörten die Belle-Alliance-Lichtspiele, deren Name auf den Straßenzug zurückgeht.


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Im damals der Bank "Wiener & Co." in der Mohrenstraße gehörenden Gebäude an der Ecke Belle-Alliance-Straße 21 (seit 1947 Mehringdamm 60) / Hagelberger Straße wurde 1929 von Willy Warnke der „Germania-Palast“ eröffnet. Das Kino besaß 215 Plätze, drei Musiker begleiteten, wie damals üblich, die noch vorherrschenden Stummfilme musikalisch. 1931 benannte Warnke das Kino in „Belle-Alliance-Lichtspiele“ um und ließ im darauffolgenden Jahr das Lichtspieltheater mit der Technik von „Kinoton“ für den immer beliebteren Tonfilm ausrüsten.

Ansicht Straßenseite Hagelberger Straße.

| Das Gebäude heute. Im Erdgeschoß ist an der Seite zur Hagelberger Straße die Vorgeschichte als Kino anhand der geschlossenen Fassade ablesbar. Ansonsten erinnert nichts mehr an die "Belle-Alliance-Lichtspiele" - selbst der Straßenname hat sich geändert. 

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Eine alte Postkarte des Kinos aus dem Jahre 1935.

| Die Belle-Alliance-Lichtspiele im Jahre 1935. Deutlich ist die Werbung für den Film "Ein falscher Füffziger" zu sehen, der im Jahre 1935 uraufgeführt wurde. Als Darsteller u. a. dabei: Theo Lingen, Käte Haack, Lucie Englisch und Adele Sandrock. 

2 | Krieg und Nachkriegszeit

Das Wohnhaus überstand den Krieg, neuer Besitzer des Kinos wurde Gerhard Bräuer. Angeschafft wurde nun ein Ernemann-Projektor und Verstärker von „Klangfilm“. Auch eine Bühne war hier vorhanden. Sie hatte eine Größe von 2,5 m x 5 m.

 

1953 wurde Friedrich Wilhelm Foß Mitinhaber des Kinos. Er besaß zu diesem Zeitpunkt weitere Lichtspielhäuser, wie z. B. die „Allotria-Lichtspiele“ in der Bergmannstraße. Angeschafft wurde nun ein Euro M2 Projektor und eine „Klangfilm-Euronette".1957 wurde Wilhelm Foß Alleinbesitzer des Kinos.

 

Eine Zeitzeugin über den damaligen Filmbetrieb: "Um 1960 arbeitete meine Mutter dort als "Umrollerin", sie brachte z.B. die Filmrollen mit der Wochenschau zwischen dem Belle Alliance und dem Allotria hin und her, da immer nur ein Exemplar für beide Kinos vorhanden war....die dann zeitversetzt gezeigt wurden.. Mein  Vater hingegen war Filmvorführer im Belle Alliance. Und da die Tonspur damals oft noch von Extra Schallplatten kam war es oft schwierig ,das synchron zum Film hinzubekommen....

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Wie damals üblich, konnten auch Dias über eine Dia-Anlage (Dia-N) gezeigt werden. Und auch die Bestuhlung wurde bequemer: Das Kino wurde nun mit "Kamphöner-Flachpolstersessel" ausgerüstet. Als Filmapparat fand der „Erko IV mit Lichtquelle Rheinkohle“ Verwendung.

 

Zu den Stammgästen des Kinos zählte der in der Obentrautstraße aufgewachsene Nero Brandenburg: "Ein kleines, feines aber eins meiner Lieblingskinos uff´n Kiez in Kreuzberg... der Eingang war am Mehringdamm (da am Scherengitter), der Ausgang gleich neben der Leinwand in der Hagelberger Str. Normale Klappsitze nach hinten aufsteigend, ca 20 Reihen... war oft drinnen...

 

Der allgemeine Rückgang von Kinobesuchern führte 1963 zur Schließung des Kinos. Aktuell befindet sich eine Bäckerei („Steinecke“) in den ehemaligen Kino-Räumen. Zuvor war hier u. a. eine „Schlecker“-Drogeriefiliale untergebracht.

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Das Gebäude im Jahre 1935.

| Das Eckhaus im Jahre 2021. Heute befindet sich an Stelle des Kinos die Bäckerei "Steinecke".