Industriebahn Neukölln (IGB) 2


Gleise mit Verwöhnaroma

Industriebahn Neukölln

Gleise mit Verwöhnaroma

Teil 2

Grenzallee - Nobelstraße

| Blick von der alten, inzwischen durch eine moderne Beton-Unterführung (siehe nächstes Bild) ersetzten Grenzalleebrücke. Rechts das hier noch in Betrieb befindliche Gleis in Richtung Ziegrastraße und zum Lokschuppen, links das Gleis zur Lahnstraße.

| Als Ersatz für den durch den Autobahnbau notwendig gewordenen Abbruch der alten Grenzalleebrücke (siehe Bild zuvor) wurde eine neue Unterführung für die nunmehr in diesem Abschnitt eingleisige Strecke der Neuköllner Industriebahn errichtet.


| Erst nördlich der neuen Grenzalleebrücke verzweigt sich nun das Gleis der Neuköllner Industriebahn - wenn auch nur noch für kurze Zeit. Während das linke Gleis noch in Betrieb ist und zur Brücke am Unterhafen und weiter zur Lahnstraße führt, ist der Abzweig rechts zum ehem. Lokschuppen und dem Anschluss Ziegrastraße nunmehr stillgelegt.

| Der Hof des Busunternehmens BVB.Net. an der Grenzallee, das auch innerstädtische Buslinien im Auftrag der BVG bedient.


| Der Eingang zum Büro von "Freizeitreisen", dem Reiseveranstalter des Busbetreibers BVB.Net. Dem Flachbau ist seine Entstehung in den 1950er Jahren anzumerken.

| Das Gleis verläuft von der Unterführung der Grenzallee am Betriebshof des Busunternehmens BVB.Net weiter in Richtung Willstätterstraße. Im Hintergrund sind gerade noch die Gebäude des Tabakherstellers Philip Morris zu erkennen.


| Ein Blick in den S-Bogen des Gleises der Neuköllner Industriebahn in Richtung Willstätterstraße. Der "Marlboro-Man" auf dem Dach des Tabak- und Zigarettenherstellers Philip Morris (links im Hintergrund) zeigt hier nur seine Schmalseite.

| Die alte Leiserzentrale an der Grenzallee. Vor wenigen Monaten erst schloss  das Stammhaus des Schuhkonzerns an der Tauentzienstraße. Links Im Hintergrund befindet sich die Kreuzung der Grenz- mit der Neuköllnischen Allee, an der einige kleinere Betriebe sich dem Leiser-Gelände anschließen ehe hier das Werksareal des Zigarettenherstellers Philipp-Morris folgt. 


| Blick auf den Ober- (links) und Unterhafen (rechts), welche zum Zeitpunkt der Aufnahme noch ihre von der Firma PHB (Pohlig, Heckel und Bleichert) hergestellten Hafenkräne besaßen. Die PHB fusionierte mit der "Weserhütte AG" zur PHW. 1987 ging die PWH in Konkurs und wurde von O&K übernommen.

7 | Der Zusammenschluss zur IGB

Die immer wieder, sogar bis in die 1970er Jahre diskutierte Verlängerung der Industriebahn bis zum Sieversufer, um die dortigen Betriebe erreichen zu können, kam jedoch nie zustande. Denn im zunehmenden Maße stellten insbesondere kleinere Betriebe auf den ihrer Meinung nach wirtschaftlicheren LKW um. 1978 kam es zu einem ersten Rückbau von Anschlussgleisen im Umfeld der Lahnstraße. 

 

Der Krieg, der Mangel der Nachkriegsjahre und die Teilung Berlins hatten im Bereich der Häfen zu einem Rückgang der Instandhaltungsaufwendungen geführt. So musste insbesondere die Ladestraße im Oberhafen dringend saniert werden. Dies und das stetig sinkende Transportaufkommen der Bahn führten zu einem Fehlbetrag in den 1980er Jahren von rund 2 Millionen DM. Der noch immer für den Betrieb zuständige Bezirk Neukölln forderte daher die Stilllegung der Industriebahn oder den Zusammenschluss mit anderen Privatbahnen. 

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Den allgemeinen Forderungen entsprechend ging am 1. September 1989 die Industriebahn Neukölln in das Eigentum der neu geschaffenen Industriebahn-Gesellschaft Berlin (IGB) über und verlor damit, wie 15 weitere Betriebe, ihre Eigenständigkeit. An der IGB sind die Captrain Deutschland GmbH zu 50,2% sowie die BEHALA zu 49,8% beteiligt.

 

Die Richtigkeit dieser Entscheidung ging nicht zuletzt aus der Tatsache hervor, dass in den folgenden Jahren der schienengebundene Güterverkehr nicht nur bei der ehemaligen Industriebahn Neukölln weiter zurückging. Der LKW erwies sich für viele Unternehmen als wirtschaftlicher.

 

In den folgenden Jahren wurde das Netz der ehem. Industriebahn Neukölln daher zurückgebaut. So besteht heute keine Anschlussmöglichkeit mehr zu den Häfen des Neuköllner Schifffahrtskanals, deren Krananlagen inzwischen demontiert worden sind. Geplant ist hier, wie bereits schon teilweise in der Vergangenheit realisiert, eine völlige Umgestaltung der an den Ober- und Unterhafen angrenzenden Flächen für den Bau von Büros. 

| Der gleich Blick zum Ober- und Unterhafen wie auf der Aufnahme zuvor, nur etliche Jahre später. Längst verschwunden sind die Hafenkräne. Die Schleuse zum Unterwasser gibt es noch. Ihr im Prinzip möglicher Wegfall hätte zu einem Anstieg des Pegels im Landwehrkanal geführt, was insbesondere Ausflugsschiffen die Passage der vielen, an sich bereits niedrigen Landwehrkanalbrücken unmöglich gemacht hätte.


| Auch auf der von der Grenzalleebrücke gesehen rechten Seite des Unterhafens verlief ein Stichgleis entlang der Kaimauer, das jedoch längst abgebaut worden ist.

Zudem hat sich auch die Art der im Bereich der Industriebahn angesiedelten Betriebe verändert. Die Zahl jener Firmen, die überhaupt ein eisenbahnrelevantes Güteraufkommen besitzen, nahm stetig ab. So wurde etwa die „Norddeutsche Kabelwerke AG“ nach dem Ende der AEG aufgelöst. Auf der Fläche des einstigen Kabelwerkes befinden sich heute ein Baumarkt sowie ein Recyclinghof, die keinen Anschluss mehr an die Industriebahn benötigen. Auch die ehemaligen Zöllner-Werke, heute Standort des Zigarettenherstellers Philip Morris, sind längst Geschichte.

 

Anfang 2000 wurde daher das Kehrgleis in der Lahnstraße, von dem zuvor neben den Kabelwerken zahlreiche weitere Anschlussgleise abzweigten, auf die Mindestlänge einer Wagengruppe verkürzt. Auch das Gleis zur Dieselstraße, an dem sich neben zwei weiteren Anschließern u. a. auch ein Bahnsteig für Sonderfahrten des Hotel Estrel sowie der Lokschuppen und die ehem. Werkstatt der Industriebahn Neukölln befanden, wurde nun aufgegeben. 


Unternehmen an der Industriebahn Neukölln

| Die Laderampe mit Gleisanschluss der emzett an der Bergiusstraße. 

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5 | Der Meiereibetrieb Bergiusstraße der emzett

Die emzett hatte sich 1956, nach der ersten Phase des Wiederaufbaus der durch den Krieg und der anschließenden Demontage oft kaum mehr funktionstüchtigen, zudem quer über die Stadt verteilten Molkereibetriebe entschlossen, die überalterten, kaum mehr erweiterungsfähigen Betriebe durch einen Neubau zu ersetzen. 

 

Nach dem Auffinden einer Wasserader auf dem Eckgrundstück Bergius- und Nobelstraße war die Entscheidung, das neue Werk der Meiereizentrale Berlin hier zu errichten, endgültig gefallen.  Mit dem Beginn der Planungsarbeiten für das neue Werk ab dem Herbst 1956 ist Cornelius Bleise, ab dem 1.1.1957 auch Direktor der MZ, für den Neubau zuständig. Bleise, ein Praktiker mit über 30 Jahren Erfahrung und guten Verbindungen, kann als Architekten den auf Molkereibauten spezialisierten Kieler A. Hoff für die Planung des Neubaus gewinnen, dessen innere Organisation auch Bleise mitbestimmte. 

 

So sorgte Bleise nicht nur für die vom Aufsichtsrat für den Neubau zu bewilligende Kreditsumme von 5,7 Millionen DM, sondern auch für ein damals revolutionäres Betriebskonzept: dem gleichzeitigen Reinigen des angelieferten Leergutes und dessen erneute Befüllung in einer Halle. Rationell, aber nicht ganz ohne Risiko, da sich so Bakterien schnell in den Frischmilchbereich ausbreiten konnten. Dieser bislang unlösbaren Herausforderung begegnete Bleise durch die Erzeugung eines unmerklichen, von der Frischmilchseite ausgehenden Luftstroms zur Leergutabfüllung. 

 

 


 

Aber auch hinsichtlich der Architektur griff Bleise in die Planungen ein. So entschied er, dass die erst im März 1957 patentierte fugenlose Ausführung von in einem Stück gegossenen Sheddach-Halbschalen auch im künftigen Neubau an der Bergiusstraße zur Anwendung kommen sollte. Bislang war die Ausführung dieser Halbschalen nur mit einer die Anzahl der raumbegrenzenden Stützen und Zwischenwände erhöhenden Fuge möglich.  

 

Nach einem eintägigen Probelauf, bei dem lediglich Wasser in Flaschen und Gefäße testweise abgefüllt worden war, traf am 29. Mai 1958 der erste Tankzug (LKW) mit Frischmilch in der Bergiusstraße ein. Die feierliche Einweihung des Neubaus erfolgte jedoch erst am 30. September 1958 in den Neuköllner Kindl-Festsälen. Nachdem der Neubau seine Funktionstüchtigkeit und vor allem seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt hatte, konnten die veralteten Meiereibetriebe in Kreuzberg, Tegel und Lichterfelde geschlossen werden.

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| Das ehem. Werk der emzett. Typisch für die Zeit der Erbauung ist die beigefarbene Fliesung der Fassade des Hauptgebäudes sowie die Sheddachhalle (rechts), die eine gute Belichtung und eine weitgehend stützenfreie Raumaufteilung ermöglichte. Erstmals wurden hier jedoch für das Dach fugenfrei gegossene Halbschalen hergestellt. Im Hintergrund auf dem Dach links neben dem blauen Schornstein ist der "Marlboro-Mann" des Philip-Morris Zigarettenwerkes zu sehen.


| Das Heizhaus der emzett an der Nobelstraße. Der Schornstein trägt hier noch seine heute längst nicht mehr vorhandene "emzett-Bauchbinde".

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Das Ende des Werkes in der Bergiusstraße kam schleichend. Anfang Januar 2000 fusionierte die Berliner emzett-Gruppe mit der Tuffi Campina Milchwerke GmbH & Co KG in Köln zur "Tuffi Campina Emzett GmbH". Doch bereits im Laufe des gleichen Jahrs wurde bekannt, das die Hauptverwaltung der Emzett von der Bergiusstraße nach Köln verlagert wird.

 

 Es blieb nicht dabei, die Produktion von Milchprodukten an der Bergiusstraße wurde schließlich zu Gunsten der Standorte Elsterwerda und Prenzlau eingestellt. 2003 arbeitete hier nur noch ein Büro mit 20 Mitarbeitern, dann war Schluss. Heute sind auf dem ehemaligen Gelände der emzett eine Reihe von Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen tätig. 


| Der oben bereits erwähnte Schornstein mit emzett-Bauchbinde in der Nahansicht.

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| Blick auf das Hauptgebäude der emzett mit Anbauten. Rechts die Sheddachhalle.

| An der Stirnseite des Hauptgebäudes befand sich noch das alte Markenzeichen der emzett (siehe das Schornstein-Foto mit dem neuen Signet).


6 | Die Zöllner-Werke und Philip Morris

Die 1796 gegründeten Zöllner-Werke, vormals S. H. Cohn, gehörten einst zu den bedeutendsten Herstellern von Speziallacken und Farben. Diese fanden im Flugzeug- und Automobilbau aber auch etwa bei der Lackierung von Straßenbahnen oder Booten Verwendung. Die hohe Qualität der Farben und Lacke machte sich auch das Militär, insbesondere beim Flugzeugbau, zunutze. 

 

Ein besonderes Verhältnis bestand in den 1920er Jahren zu dem Schweizer Architekten Otto Rudolf Salvisberg, der durch Siedlungsbauten, aber auch durch den Umbau des Vox-Hauses am Potsdamer Platz oder dem Neubau der berühmten Geyer-Kopierwerke in Neukölln weithin bekannt werden sollte.

 

welcher für Wilhelm Ernst Zöllner nicht nur in jener Zeit die neuen Gebäude der "Zöllner-Werke" in Neukölln und dessen Wohnhaus in Berlin errichtete, sondern auch den 1928 von Zöllner erworbenen "Rosenhof" in Lindow (Mark), Ortsteil Klosterheide einem Umbau unterzog. Für die Gartengestaltung konnte Zöllner den gleichfalls bekannten Landschaftsarchitekten Ludwig Lesser gewinnen. Wilhelm Ernst Zoellner war bis 1933 Vorstandsmitglied der Zöllner-Werke. 1935 emigrierte er nach London. 1936 Verkaufte Zöllner den Rosenhof an Fritz Jay von Opel (Mitinhaber der Opel-Werke in Rüsselsheim).

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| Haupteingang der Philip Morris Berlin GmbH an der Neuköllnischen Allee


| Luftaufnahme des Werksgeländes von Philip Morris auf einer alten Postkarte, ca. 1990. Am rechten Bildrand sind die gerade für eine Erweiterung des Werkes im Abbruch befindlichen alten, von Otto Rudolf Salvisberg entworfenen Gebäude der Zöllner-Werke erkennbar. Im Auftrag von Philip Morris wurde durch das Architekturbüro Autzen & Reimers vor dem Abbruch eine denkmalgerechte Bestandsaufnahme der alten Bauwerke Salvisbergs durchgeführt.

Fritz Jay von Opel ließ unmittelbar nach dem Kauf mit einem Umbau des Rosenhofs unter teilweisem Abbruch des von Salvisberg umgebauten Gebäudes durch den Architekten Otto Rensch im neo-barocken Stil beginnen, welcher 1938 fertiggestellt wurde. 2002 wurde das inzwischen verfallene Gebäude an die Familie Zöllner rückübertragen und verkauft. 2004 wurden die Gartenanlagen durch Gabriella Pape (Königliche Gartenakademie Berlin) wiederhergestellt. 

 

Eigentümer der Neuköllner Zöllner-Werke war nach der Emigration von Wilhelm Ernst Zöllner ab 1936 die Roth-Büchner AG. Der Rasierklingenhersteller war seinerseits 1926 von der amerikanischen Gillette übernommen worden. In den 1930er Jahren verfügten die NS-Machthaber, dass das Unternehmen keine Gewinne mehr in die USA überführen dürfe, sondern in Deutschland zu reinvestieren habe. In der Folge erwarb Roth-Büchner neben dem Erweiterungsgelände in der Oberlandstraße, an dem sich der Betrieb noch heute befindet, 1936 auch die Zöllner-Werke. Während des Krieges beschäftigten die Zöllner-Werke in Neukölln auch Zwangsarbeiter.

 

Das Werk, dessen Gebäude von dem bekannten Schweizer Architekten Otto Rudolf Salvisberg stammten, befand sich auf dem Gelände des seit 1972 hier ansässigen Zigarettenproduzenten Philip Morris an der Neuköllnischen Allee. Die Erweiterung des Werkes von Philip Morris Anfang der 1990er Jahre und die damit in Aussicht genommene Schaffung von neuen Arbeitsplätzen führte zu einem öffentlich viel diskutierten Abbruch der Bauwerke von Otto Rudolf Salvisberg.


| Blick in Richtung Willstätterstraße. Rechts das Werk von Philip Morris.

| Nach dem Verlauf entlang der Rückseite des Philip-Morris- Werkes kreuzt das Gleis der Neuköllner Industriebahn nun die Haberstraße.


| Kurz nach der Haberstraße erreicht das Gleis die Rösterei der Alois Dallmayr Kaffee Berlin GmbH, an der es jedoch lediglich vorbeiführt. Beliefert wird hier per LKW. 

| Blick in Richtung Nobelstraße. Hinter dem Pflanzenbewuchs befindet sich das ehemalige Gelände der Meiereizentrale Berlin "emzett", deren Gebäude heute andere Gewerbebetriebe beheimaten.


| Von der Haberstraße kommend, biegt hier die Neuköllner Industriebahn in die Nobelstraße ein....

| ...wo es nach Kreuzung der Nobelstraße in Höhe des WISAG-Gebäudes auf die andere Straßenseite wechselt.


7 | Ein Gegentrend. Die Baustofffirma Klösters und der Großröster Jacobs Douwe Egberts (JDE).

Mit den Jahren nahm die Anzahl der Anschließer an die Industriebahn Neukölln stetig ab, die Zahl der Gleisanschlüsse ging erheblich zurück. 1998 wurde auch der Güterbahnhof Treptow mangels entsprechendem Güteraufkommen stillgelegt. 

 

Doch es gibt im Bereich der Industriebahn Neukölln auch einen Gegentrend. So wurde etwa der Güterbahnhof Treptow 2006 von den Klöster Baustoffwerken in Kerpen erworben und zum 1. Juli 2010 wieder in Betrieb genommen. Seit 2011 verkehren hier Ganzzüge der Fa. Klösters von deren Kieswerken in Röderau und Mühlberg nach Berlin. Als Betreiber des Bahnhofs Treptow fungiert im Auftrag der Fa. Klösters die Vepas Bahnservice GmbH aus Ludwigsfelde.

 

Im Güterbahnhof Treptow wurden für die Transporte der Fa. Klösters zwei Gleise reaktiviert, die 2014 auf über 555 m verlängert wurden. Ebenfalls noch 2014 wurde eine Weichenverbindung zwischen den Gleisen eingebaut, um ein gleichzeitiges Entladen der Kieszüge auf beiden Gleisen zu ermöglichen. Die IGB führte bis 2015 den Verschub der Waggons der Fa. Klösters vom Güterbahnhof Neukölln nach Treptow durch. 

| JDE-Werkseinfahrt für LKW an der Nobelstraße. Davor das Gleis der Neuköllner Industriebahn, das nach links zur Einfahrt für Schienenfahrzeuge verläuft. Im Gleis sind noch Reste einer Weiche zu einem ehem. weiteren Anschließer vorhanden.


| Im Werk steht Waggons jenes inzwischen weithin bekannten, fast schon legendären "Kaffeezugs". Das in Resten noch vorhandene, nach hinten abzweigende Gleis führte zum Speditionsunternehmen "Kunzendorfer".

Doch auch nach 2015 sind Züge der IGB im Bahnhof Treptow anzutreffen. Grund dafür ist die 1993 getroffene Entscheidung des Großrösters Jacobs Douwe Egberts (JDE), den benötigten Rohkaffee per Bahn von Bremen aus in ihr Neuköllner Werk transportieren zu lassen. JDE spart damit nach eigenen Angaben durch den Wegfall von rund 5000 LKW-Fahrten im Jahr bis zu 1000 Tonnen CO2 – eine Bilanz, die sich nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht sehen lassen kann.

 

Das Beispiel der Fa. JDE zeigt, dass auch heutzutage der Betrieb eines Eisenbahnanschlusses eine sinnvolle Entscheidung sein kann. Sie ist es aus ökonomischer Sicht die Einsparung von 5000 LKW Transporten spart Kosten und den dahinter stehenden Verwaltungsaufwand - und sie ist es als ein deutliches Zeichen für unsere Umwelt. Ein mehr den je wichtiger Aspekt, auch und gerade aus Sicht der heutzutage besonders bewussten Verbraucher.  Umweltaspekte, Straßenentlastungen und wirtschaftliche Vorteile - Kann man sich eine bessere Werbung als jenen fast schon legendären „Kaffeezug nach Neukölln“ vorstellen? Auch eine "Frau Sommer", Ikone der Jakobs-Fernsehwerbung der 1970er und 80er Jahre,  hätte da ihr Nachsehen... 


| Die mit Containern des Bremer Hafendienstleisters J. Müller beladenen Waggons des "Kaffeezuges" auf dem JDE-Werksgelände an der Nobelstraße. 

| Der am Britzer Verbindungskanal gelegene Werksteil von JDE. Die linke Uferseite gehörte während der Teilung zu Ost-Berlin. Fotografiert von der Chris-Gueffroy-Brücke. Die Chris-Gueffroy-Allee verläuft rechts (hier nicht sichtbar) am Werksgelände entlang, stößt auf die Nobelstraße und endet an der Neuköllnischen Allee. 


| Ob "Frau Karin Sommer", dargestellt von der bekannten österreichischen Schauspielerin Xenia Katzenstein und Fernseh-Werbegesicht der Marke "Jacobs" zwischen 1972-1984, je hier war? Oder vielleicht doch eher in der Bremer Zentrale... Nun, wir wissen es nicht. Bekannt ist hingegen, dass die Marke "Jacobs" heute zum Unternehmen "Jacobs, Douwe, Egberts (JDE) gehört, in welcher das Kaffeegeschäft von Mondelez International und D. E. Master Blenders seit 2015 gebündelt worden ist. JDE wird mehrheitlich von der JAB Holding der Familie Reimann kontrolliert. An der Holding hält wiederum der Konzern Mondelez International eine (bedeutende) Minderheitsbeteiligung.   

| Die über den Britzer Verbindungskanal führende "Britzer-Allee-Brücke". Die 39,4 m lange Brücke wurde 1994 als Ersatz für einen im Zuge der Grenzsicherung abgerissenen Vorgänger errichtet. Die Britzer Allee ist seit dem 13. August 2010 nach Chris Gueffroy benannt, dem letzten Mauertoten in Berlin und der gesamtdeutschen Grenze überhaupt. Am 5.2.1989 versuchte er mit einem Freund von der damals zu Ost-Berlin gehörenden Uferseite (im Hintergrund) unter Überwindung der dortigen Sperranlagen nach West-Berlin zu fliehen. Er und sein Freund wurden durch DDR-Grenzer beschossen. Während Gueffroy starb, wurde sein Freund schwerverletzt festgenommen.



8 | Der Nordostteil: Sonnenallee - Dieselstraße

Die Sonnenallee wird nicht nur durch eine Brücke und dem vom Güterbahnhof Treptow kommende Gleis 1 der Industriebahn Neukölln gekreuzt, sondern wurde ein Stück die Straße hinunter am Hotel Estrel auch durch das Gleis 5 unterquert. An diesem nordöstlichen Teil des Streckennetzes der Industriebahn Neukölln befanden sich zuletzt nur noch zwei Anschließer sowie der Sonderbahnsteig des Hotel Estrel, die im Gelegenheitsverkehr bedient wurden. Außerdem befand sich am äußersten nördlichen Ende kurz vor der Dieselstraße der Lokschuppen und die Betriebswerkstatt des Bahnunternehmens.

 

Der Neubau der BAB 100 sowie die Erweiterung des Hotel Estrels führten dann zur Einstellung des Bahnbetriebs auf dem gesamten Teilabschnitt im Jahr 2015. 

 

Ob in früherer Zeit auch ein Gleis entlang der Kaimauer der Ziegrastraße verlief, ist unbekannt. Zuletzt hatte hier die Fa. ALBA ihre Verladung von per LKW angelieferten Schrott auf Binnenschiffe durchgeführt. Die Altmetallverladung besteht hier inzwischen nicht mehr, lediglich die beiden Portalkräne blieben noch erhalten. 

| Im nordöstlichen, zwischen der Sonnenallee und der Dieselstraße gelegenen Teil der Neuköllner Industriebahn befand sich bis zum Bau der Autobahn u. a. auch der Lokschuppen mit angeschlossener kleiner Betriebswerkstatt. 




| Der alte Lokschuppen wird im Februar 2024 abgerissen. Zum Glück durfte ich ein paar Fotos dieses im Verschwinden begriffenen Stücks Zeitgeschichte machen. Blick aus Richtung Dieselstraße auf die Gebäuderückseite. Links wurde schon der Anbau der Betriebswerkstatt abgerissen. 

| Die parallel zur neu entstehenden Autobahn (daher auch die blauen Entwässerungsrohre) verlaufende Seite des Lokschuppens. Der kleine Anbau der Betriebswerkstatt wurde bereits abgerissen.


| Die Gleisseite des Lokschuppens. Von hier verlief das Gleis der Industriebahn Neukölln zur Sonnenallee. 

| Ein letztes Bild - inzwischen wird der Lokschuppen zur Gänze verschwunden sein.