Stadtklause am Anhalter Bahnhof
Bernburger Straße 35
1 | Vorgeschichte. Synagogen in Berlin
Bild und Text: Lutz Röhrig
Als Kind sieht man die Welt noch mit unbefangenen Augen an. Und so waren auch wir jedes Mal fasziniert, wenn wir, aus dem Fenster blickend, auf der anderen Kanalseite ein festlich erleuchtetes Gebäude wahrnahmen, auf das mit dunklen Hüten bekleidete Herren jeden Freitag zustrebten. So recht einordnen konnten wir dies nicht - bis irgendwann die gleichfalls in unserem Hause wohnende Großmutter uns die Geschichte des Gebäudes näherbrachte.
Sie erzählte von einer Zeit, in der das rätselhafte Gebäude einst erheblich größer gewesen sei und fast jeder im Umkreis völlig unbefangen auf die Stufen des Hauptgebäudes trat, um vor dem besonders prächtigen Hintergrund Hochzeits - oder Konfirmandenfotos anfertigen zu lassen. Doch ab 1933 sollte sich dies schlagartig ändern. Nun nutzte man nur noch selten das Gebäude als Foto - Hintergrund. Das meine Großmutter dies 1939 noch tat, gehörte zu den wenigen Ausnahmen. Was meine Großmutter jedoch nicht hatte waren Fotos des noch unzerstörten Hauptgebäudes. Doch gerade die wären angesichts der Beschreibungen meiner Großmutter spannend gewesen...