Gleise mit Verwöhnaroma
Industriebahn Neukölln
Gleise mit Verwöhnaroma
Teil 5
8 | Der Nordostteil: Sonnenallee - Dieselstraße
Die Sonnenallee wird nicht nur durch eine Brücke und dem vom Güterbahnhof Treptow kommende Gleis 1 der Industriebahn Neukölln gekreuzt, sondern wurde ein Stück weiter östlich am Hotel Estrel auch durch das Gleis 5 unterquert. An diesem nordöstlichen Teil des Streckennetzes der Industriebahn Neukölln befanden sich eine Reihe von Anschließern, zu denen einst auch die Fa. Rheinstahl gehörte, deren imposantes Gebäude erhalten blieb. Auch die später in dem Komplex ansässige Fa. Max Cochius nutzte für ihr Stahllager den Anschluss. Das zwischen dem Kanal, der Sonnenallee und dem Gleis 5 errichtete Hotel Estrel betrieb hier kurzzeitig einen Sonderbahnsteig für Gelegenheitsfahrten seiner Gäste. Gleis 5 endete kurz vor der Dieselstraße, wo sich die Betriebswerkstatt des Bahnunternehmens befand. Die Fortsetzung des Gleis 5 über die Dieselstraße hinweg ging nie in Betrieb bzw. deren Bau unterblieb, da die hier geplante Erweiterung des Güterbahnhofs Treptow nach dem Ende des Ersten Weltkrieg und dem Rückgang des Transportvolumens aufgegeben wurde. Die parallel zu Gleis 5 verlaufende neue BAB 100 sowie die Erweiterung des Hotel Estrels auf der südlichen Seite der Sonnenallee führten dann zur Einstellung des Bahnbetriebs auf dem gesamten Teilabschnitt im Jahr 2015.
Der Hafen Ziegrastraße, welcher wohl in den ersten Jahren über Gleis 5 ebenfalls an das Netzt der Industreibahn Neukölln angeschlossen war, wurde zuletzt durch die Fa. Alba zur Verladung von Altmetallwertstoffen betrieben. Aus dieser Zeit stammen noch die beiden erhalten gebliebenen Portalkräne.
| Blick von der Sonnenbrücke auf den Neuköllner Schifffahrtskanal. Links im Hintergrund ist die Brücke der Neuköllner Industriebahn über die Sonnenallee zu sehen. Vorn das Verwaltungsbau und Produktionsgebäude von 1916 der Firma C. Niemann & Co. Der durch den Architekten Otto Rehnig im Auftrag der Fa. C. Niemann errichtete Komplex wurde später durch das Finanzamt Neukölln genutzt und gehört heute dem Immobilienunternehmen "Caros", siehe nachfolgendes Foto.
| Da dem Finanzamt Neukölln die Räume im ehem. Komplex der Fa. C. Niemann gegen Ende der 1980er Jahre nicht mehr ausreichten, entstand 1992 ein moderner Anbau an den alten Industriekomplex (links). Seit 2017 ist das Immobilienunternehmen "Coros" Besitzer der beiden, für junge Unternehmen des Technologie-, Medien- und Telekommunikationssektors umgebauten Gebäude des nunmehr als "Sonneninsel" bezeichneten Landstreifens zwischen dem Güterbahnhof und dem Neuköllner Schifffahrtskanal. Rechts gegenüber verläuft der ehem. Ladekai an der Ziegrastraße. Während der vordere Teil heute als Biergarten des Hotel Estrel genutzt wird, sind im Hintergrund noch die alten Portalkräne zu sehen.
| Das Hotel Estrel in seiner Gesamtgröße. Im Vordergrund quert die Sonnenallee mit der Sonnenbrücke den Neuköllner Schifffahrtskanal. Unmittelbar vor dem Hotelgebäude im Hintergrund verläuft die Ziegrastraße, vor der Treppen zum Schiffsanleger des Hotels hinunterführen. Das Gleis der Industriebahn Neukölln verlief parallel hinter dem Hotel Estrel, siehe folgendes Foto.
| Noch vor einigen Jahren gab es hier einen Sonderbahnsteig für das Hotel. So konnten bei gelegentlich veranstalteten Ausflugsfahrten Hotelgäste bequem in Züge der Neuköllner Industriebahn umsteigen. Mit dem Bau der Autobahn wurde dieser, zum Lokschuppen an der Dieselstraße führende Streckenast jedoch stillgelegt und abgebaut.
| Der hinter dem Hotel liegende Teil der Trasse des ehemaligen Gleis 5 der Industriebahn Neukölln trägt scherzhaft den Namen "Rue Streletzki" - nach dem Bauunternehmer und Besitzer des Estrels, Ekkehard Streletzki. Von ihm leitet sich auch der Name "Estrel" (Ekkehard Streletzki) ab. Mit 2000 Betten in 1125 Zimmern ist es das größte Hotel Deutschlands.
| Die parallel zur neu entstehenden Autobahn (daher auch die blauen Entwässerungsrohre) verlaufende Seite des Lokschuppens. Der kleine Anbau der Betriebswerkstatt wurde bereits für die Baustellenzufahrt zur Autobahnbaustelle abgerissen. Das im Zusammenhang mit der Autobahn errichtete orangefarbene Funktionsbauwerk rechts steht kurz vor der Dieselstraße.