Der Umsteiger Yorckstraße
Geschichte eines Gaststättengebäudes
Teil 4
Quartier16
| Das im Bau befindliche, im rechten Winkel um das ehem. Restaurantgebäude und den Bahnhof Yorckstraße herumgeführte Gewerbegebäude des Quartiers "Neu-Schöneberg". Unmittelbar neben dem Restaurantgebäude entsteht eine Tiefgaragenzufahrt mit Durchgang zum künftigen "Rewe" - Supermarkt in der Bautzener Straße. Für einen eher humoristischen Aspekt sorgten die Arbeiter der bauausführenden Firma mit ihrer kopflosen Figur am Lastenaufzug....
16 | Das Quartier "Neu Schöneberg"
Unmittelbar hinter dem Restaurantgebäude entlang der Bautzener Straße hatten verschiedene Firmen Grundstücke von der Berlin - Dresdner - Eisenbahngesellschaft Grundstücke gepachtet, auf denen im Laufe der Zeit Lagerplätze, Werkhallen und z. T. auch einfache Schuppen eingerichtet wurden. Die Pachtgrundstücke waren preiswert, zudem konnte der An- und Abtransport der Materialien bequem mit der Eisenbahn über die vom Güterbahnhof der Dresdner Bahn (auf dem Gelände des heutigen Baumarktes) kommenden Anschlussgleise erfolgen, für die eigens mehrere Brücken über die Yorckstraße errichtet worden waren.
Wurden diese immer wieder um- und ausgebauten Magazin- und Lagerschuppen auch bis über die Wende hinaus noch genutzt, so glichen sie doch eher notdürftig geflickten Ruinen. Angesichts des stetig steigenden Wohnungsbedarfs und des hierdurch zunehmend knapper werdenden innerstädtischen Baulands war abzusehen, dass der Fortbestand der Schuppenlandschaft entlang der Bautzener Straße nicht von langer Dauer sein konnte.
Mit dem Auslaufen der von der Deutsche Bahn als Rechtsnachfolgerin der DDR - Reichsbahn übernommenen Pachtverträge und dem Verkauf des Areals mussten die von den Firmen gepachteten Grundstücke aufgegeben und geräumt werden. Dies betraf auch die Liegenschaften des damaligen Generalpächters Mühlenhaupt, zu dessen Pachtland neben dem "Contorgebäude" auch der Imbiss an der Yorckstraße sowie das Gaststättengebäude gehörten
Im Auftrag der "Dr. Wolfgang Schroeder Immobilien GmbH und Co. KG" als nunmehriger Grundstückseigentümer entstanden in den Jahren 2015 - 2019 nach Plänen des Projektentwicklers "HamburgTeam" und des Architekten Oliver Collignon entlang der Bautzner Straße sieben Einzelgebäude mit rund 300 Mietwohnungen und Gewerberäumen. Unmittelbar hinter dem zum Grundstücksareal gehörenden ehem. Restaurantgebäude wurde zudem ein im Winkel um das alte Gebäude herumgeführter Gewerbeblock errichtet, in dem ein Fitnessstudio sowie ein kleines Café einzogen.
Mag auch der Übergang vom in der Stilistik der Märkischen Backsteingotik gehaltenen ehem. Restaurantgebäude zu den neuen Baublöcken ein wenig hart erscheinen, so lässt sich doch sagen, dass ansonsten die lockere Aufteilung der in Einzelblöcke geteilten Baumasse mit zahlreichen Freiflächen und einer an die gegenüberliegenden Altbauten angepassten Traufhöhe als gelungen zu bezeichnen ist.
Für die Mieter vorteilhaft ist neben der gut durchdachten und architektonisch ansprechenden Planung und Ausführung auch das energetische Konzept der Wohnanlage, welche u. a. die Abwärme einer Abwasserleitung nutzt. Geheizt werden muss so nur bei extremen Wetterlagen.

| Das Dach des Rewe - Supermarktes ist begrünt und vom höher liegenden Rad- und Fußgängerweg aus erreichbar.
Blick17
17 | Der etwas andere Blick - das Quartier von oben
Wer mit dem Blick für die Geschichte unter den Eisenbahnbrücken der Yorckstraße hindurchläuft, hat eine Perspektive, die den meisten fremd ist. Denn weitflächige Parkanlagen bestimmen heute beiderseits der Brücken das Bild. Die historischen Brücken dienen nunmehr allein der Verbindung der durch die Yorckstraße getrennten Grünflächen.
Doch wer das Quartier von oben betrachtet, der mag, trotz der Wohnblöcke am Rande und der Bau- und Biomärkte im Zentrum, ahnen wie es einst war, als die Bahn das gesamte Areal für sich beanspruchte. Von jener Zeit künden heute an der Yorckstraße nur noch wenige Gebäuderelikte, zu denen das alte Gaststättengebäude und der in seinem Äußeren erheblich veränderte Bahnhof Yorckstraße gehören. Zwei miteinander in Beziehung stehende Gebäude, deren Geschichte Sie nun kennen...
| Die denkmalgerecht sanierte "Brücke Nr. 5" der Dresdner Bahn dient nach einem Umbau der alten Wiederlager nun als Rad- und Fußgängerweg der übergeordneten Verbindung der Stadtteile Schöneberg und Kreuzberg. Die Strecke verläuft dabei über das Dach des Havelland - Biomarktes nach vorn in Richtung des ehem. Gaststättengebäudes, um dann nach rechts abzubiegen und längs der Gleise in Richtung Schöneberg weiterzuführen. Links der "Hellweg" Baumarkt, dessen Eigentümerfamilie auch im Projekt "Neu-Schöneberg" engagiert ist. Der Kirchturm im Hintergrund des Baumarktes gehört zur Lutherkirche am Dennewitzplatz. Das Gebüsch hinter dem U-Bahnzugang markiert übrigens die Stelle, an der ein neues Zugangsgebäude zum S-Bahnhof Yorckstraße und der künftigen, unterirdisch verlaufenden S21 entstehen soll. Nach dieser Planung bleibt das alte Empfangsgebäude der S-Bahn erhalten.
| Der Blick geht ein wenig weiter nach rechts. Vorne an der Yorckstraße ist noch ein Stück des Biomarktes sowie der U-Bahnzugang zu sehen. Es folgt eine heute nicht mehr befahrene Eisenbahnbrücke, deren Gleis einst zum Güterschuppen der Fa. Albert Mann führte. Daneben das S-Bahngleis der S2 / S25 in Richtung Umland. Das hölzerne Bauwerk ist der provisorische Übergang vom Bahnsteig zur anderen Straßenseite. Das kleine Häuschen davor ist ein Splitterschutzbunker aus dem letzten Krieg. Im Hintergrund die Hochhausbebauung am Potsdamer Platz. Der schwarz glänzende Wasserturm gehört zum Deutschen Technikmuseum. Rechts der Fernsehturm am Alexanderplatz. Der Kran am rechten Bildrand gehört zur Baustelle des ehem. Postscheckamtes am Halleschen Ufer, dessen Hochhaustrakt derzeit für Wohnungen und Büros umgebaut wird.
Eine Kurzfassung des Berichtes über die Geschichte des Restaurantgebäudes des "Umsteigers" wurde in der der Septemberausgabe des Magazins "Stadtplan" des Projektentwicklers HamburgTeam veröffentlicht.