Bruno Taut Teil 3
Besuch des Prof. Dr. Tanaka in Blankenfelde - Mahlow
Das Bauhaus besteht seit 100 Jahren - doch das sog. "Neue Bauen" begann in Deutschland erheblich früher. 1911 errichtete Walter Gropius - später Direktor des Bauhauses - bereits das "Fagus" - Werk in Ahlfeld, eines der ersten Werke der sog. Moderne in Deutschland. Doch das "Neue Bauen" wurde nicht nur von später dem Bauhaus angehörenden Architekten geprägt - im Gegenteil.
So gehörte Bruno Taut (4. Mai 1880 - 24. Dezember 1938), einer der herausragendsten Vertreter des "Neuen Bauens", nie dem Bauhaus an, beeinflusste dieses aber in Theorie und Praxis nachhaltig. Er errichte bereits 1913 die "Gartenstadt Falkenberg" (Tuschkastensiedlung), bei der er erstmals Farbe als eigenständigen Ausdruck der Architektur begriff und eine Farbkonzeption anwandte, wie sie später auch vom Bauhaus praktiziert wurde...
▮ Bruno Taut - 110 Jahre Neues Bauen. Vier Beiträge.
Bruno Taut. Teil 3
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Einleitung1
1 | Einleitung. Die japanische Wertschätzung für Bruno Taut
Bild und Text: Lutz Röhrig
Bruno Taut, erfolgreicher Architekt (u. a. Hufeisensiedlung Britz, Gartenstadt Falkenberg) und theoretischer Impulsgeber des Neuen Bauens, kam 1933 auf Grund einer Warnung seiner Verhaftung zuvor und verließ zusammen mit seiner Lebensgefährtin Erica Wittich Deutschland. Doch das ursprüngliche Ziel, die USA, sollte er nie erreichen. Als Ehrenmitglied des Japanischen Architektenvereins nach Japan eingeladen, wollte er die nun zur Flucht gewordene Vortragsreise nutzen, um von hier in die USA zu gelangen.
Doch aus dem auf vier Wochen geplanten Aufenthalt sollten drei Jahre werden, die Taut im japanischen Kaiserreich verbrachte. Zwar konnte er hier nur einen Bauauftrag ausführen (Hyaga - Villa in Atami bei Tokio), doch seine theoretischen Schriften, Vorlesungen und vor allem seine zahlreichen Bücher beeindruckten. Er führte den zu diesem Zeitpunkt sehr auf den als fortschrittlich angesehenen Westen fixierten Japanern wieder den Wert der eigenen traditionellen Architektur vor Augen.
Doch auch die neu entstandenen Siedlungen in Deutschland, wie sie u. a. von Taut als hervorragendsten Vertreter des Neuen Bauens errichtet worden waren, faszinierten die Japaner. Taut, der wegen kritischer Äußerungen zum japanischen Militarismus keine weiteren Aufträge bekam, ging 1936 in die Türkei nach Istanbul, wo er auch wieder Bauprojekte ausführen konnte und bis zu seinem Tode im Jahr 1938 bleiben sollte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stand Japan ähnlich wie Deutschland vor der Situation, eine neue Architektursprache finden zu müssen, die einen rationellen und doch qualitätsvollen Neubau von Wohnungen und Siedlungen ermöglichte. Der Baustil der 1920er Jahre bot sich geradezu an, was das Interesse an Taut in Japan weiter förderte. So gerierte Taut in Japan bis heute zu einem der bekanntesten ausländischen Architekten.
Tanaka2
2 | Prof. em. Tatsuaki Tanaka und die Gemeinde Blankenfelde - Mahlow
Die Wertschätzung der Japaner gegenüber Bruno Taut findet bis heute ihren Niederschlag auch an den japanischen Universitäten. Herr Tanaka beschäftigte sich daher bereits seit langem mit Taut. Sein Architekturstudium absolvierte er an der renommierten Waseda - Universität. Ab 1963 war Tanaka Mitarbeiter der Firma Obayashi Corp. Von 1971 bis 1973 war er im Rahmen eines Stipendiats des Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) am Hermann Rietschel Institut der TU Berlin tätig.
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Während seiner West - Berliner Zeit durfte Tanaka jedoch nicht in die DDR einreisen, um sich die dortigen Bauten Tauts anzusehen. Nach seiner Rückkehr nach Japan war Herr Tanaka umwelttechnischer Abteilungschef des Forschungsinstitutes der Fa. Obayashi Corp, von 1993 - 2006 Prof. für Umwelttechnik an der Ochanomi Universität zu Tokio. Seit dem April 2006 ist er an der Universität als emeritierter Professor tätig.
Nach seiner Emeritierung erfüllte sich Herr Tanaka nun seinen Wunsch, zusammen mit seiner Frau all jene Bauten Tauts kennenzulernen, die er einst nicht sehen konnte. Und so führte sein Weg 2007 und 2008 zusammen mit einigen japanischen Studenten geradezu zwangsläufig nach Blankenfelde zum einstigen Wohnhaus Bruno Tauts. Hier wurde er u. a. mit der Historikerin Frau Vera Seidel bekannt, die zu diesem Zeitpunkt gerade eine Ausstellung zum 70. Todestag Bruno Tauts vorbereitete.
Seither besteht ein reger Briefwechsel zwischen Frau Seidel und Herrn Tanaka sowie der Eigentümerin des Taut - Hauses in Dahlewitz, Frau Hanna Dippner, der auch weitere Besuche Herrn Tanakas in Dahlewitz mit einschloss. Der leidenschaftliche Taut- Kenner setzt sich seither in Japan für die Gründung einer "Stiftung Taut - Haus" ein.
Das auch in Japan vielbeachtete ehem. private Wohnhaus von Bruno Taut benötigt auch heute noch umfangreiche Mittel, um die laufenden Instandhaltungsarbeiten sowie weitere restauratorische Maßnahmen durchführen zu können.
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3 | Feier zum 80. Todestag Bruno Tauts im Jahre 2018
Aus Anlass des 80. Todestags Bruno Tauts, welcher am 24. Dezember 1938 in Istanbul verstarb, wurde in der Alten Aula in Blankenfelde vom "Blankenfelder Kulturverein" in Zusammenarbeit mit dem "Verein historisches Dorf Dahlewitz" eine umfassende Ausstellung zum Wirken und Leben des Architekten organisiert, die noch bis zum 7. Januar 2019 bestehen wird. Aus diesem Anlass besuchte am 14. Dezember 2018 auch Herr Prof. Tanaka die Ausstellung in der Alten Aula.
Hier hatten sich zu einem umfassenden Vortrag und einer Fragerunde zahlreiche Ehrengäste eingefunden, zu denen etwa der Bürgermeister von Blankenfelde, Herr Ortwin Baier, sowie Christiane Schily, geb. Hellwag (Enkelin Bruno Tauts), deren Tochter, die Schauspielerin Jenny Schily, und Mitglieder beider Vereine gehörten.
Hinzu kam Herr Professor Tadashi Saito, welcher bereits vor zwanzig Jahren die Gelegenheit hatte, das Taut - Haus in Dahlewitz kennenzulernen. Geleitet wurde die Veranstaltung von der Vorsitzenden des "Blankenfelder Kulturvereins, Frau Siegrid Sohr.
Nach dem Besuch der alten Aula begab sich Herr Tanaka sowie ein Teil der Gäste nach Dahlewitz, um dort Frau Dippner zu besuchen. Frau Dippner kennt Herrn Tanaka bereits seit Jahren, dementsprechend herzlich war die gegenseitige Begrüßung. Gern führte sie nicht nur ihren japanischen Gast durch ihr architektonisch so bedeutsames Haus.
Auch für Franzi und mich war dies ein anregender Nachmittag mit vielen interessanten Gesprächen, die hoffentlich mit dazu beitragen werden, das Interesse an einem der wichtigsten baulichen Zeugnisse der Gemeinde Blankenfelde - Mahlow wachzuhalten und zur Erhaltung des Taut - Hauses beizutragen.
Dies wäre, wie schon so oft bei Fragen des Erhaltens von Baudenkmälern, auch mein größter Wunsch. Denn nicht immer wird den Wohnhäusern namhafter Architekten jene Wertschätzung zu Teil wie in Dahlewitz. Man denke nur an den Abbruch des Wohnhauses von Hans Poelzig im Berliner Westend...
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4 | Einweihung der Gedenkstele am Taut - Haus
Bereits anlässlich des Besuches von Herrn Prof. Tanaka war die Aufstellung einer Gedenkstele für den Architekten Bruno Taut vor dessen Haus in Dahlewitz geplant. Die zunehmende Bekanntheit des einstigen privaten Wohnhauses des Architekten Bruno Taut hatte zu der Überlegung geführt, den teils von weither anreisenden Architekturinteressierten vor Ort einige Hinweise zur Entstehungsgeschichte des Gebäudes und zum Leben des Architekten Bruno Taut zu geben.
Doch die ausführende Handwerksfirma verspätete sich, so dass die offizielle Enthüllung erst am 19. Februar 2019 erfolgen konnte. So erfolgte die Enthüllung der Gedenkstele an jenem Dienstag - Nachmittag mit Unterstützung des Bürgermeisters der Gemeinde Blankenfelde - Mahlow, Herrn Ortwin Baier, der heutigen Eigentümerin des Taut - Hauses, Frau Hanna Dippner, der Vorsitzenden des Kulturvereins Blankenfelde, Frau Siegrid Sohr und dem Vorsitzenden des Vereins Historisches Dorf Dahlewitz, Herr Dietmar Bocksch erfolgen.
| Auch der im gesamten Einzugsbereich des Teltow - Höhenzugs bekannte Sender teltOwkanal war für einen kurzen Bericht über die Enthüllung der Stele zugegen.
| Ansprache des Ortsvorsitzenden von Dahlewitz, Herr Thomas Mattuschka, unter den Augen der Kameras.