Betten-König in Lichtenrade


Bahnhofstraße 47

Betten - König

Bahnhofstraße 47

Inhalt und Kapitelübersicht

Ihr Klick zum Kapitel

Gespraech1

1 | Einleitung. Ein Gespräch in Lichtenrade

Bild und Text: Lutz Röhrig 

Wenn man durch die Lichtenrader Bahnhofsstraße geht und sich deren Wandlung in den letzten Jahren vor Augen hält, so gibt es nur noch wenige Geschäfte, die hier schon seit vielen Jahrzehnten ansässig sind.

 

Eines dieser Geschäfte ist „Betten-König“. Es war daher schon lange meine Absicht, einmal mit dem Inhaber über die Geschichte des Bettenwarenfachgeschäftes zu sprechen.


Möchten Sie regelmäßig über alle Neuigkeiten auf zeit-fuer-berlin.de informiert werden?

Dann melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an.


An einem Samstag war es dann soweit. Herr Thomas König und ich kamen schnell miteinander ins Gespräch über den Werdegang des Geschäftes. Eine Geschichte, die im Grunde im Warenhaus Wertheim am Leipziger Platz ihren Anfang nahm – zu einer Zeit als es darum ging, die jüdischen Angestellten aus dem Geschäftsbetrieb zu verdrängen... 

Luftaufnahme Warenhaus Wertheim Leipziger Platz

| Der Komplex des Warenhauses Wertheim Leipziger Platz. Das Kaufhaus war Arbeitsstätte von Erich König. Er hatte hier in den 1930er Jahren als Personalchef eine Gewissensentscheidung zu treffen... 

farbe1

Grossvater2

2 | Großvater Erich König

Die Filiale Leonorenstraße.

| Die Filiale in der Leonorenstraße 71 in den 1960er Jahren.  

Die Entscheidung, sich auf den Handel von Betten und Bettwaren zu spezialisieren ist im Grunde auf den Großvater, Erich König, des heutigen Inhabers zurückzuführen. Dieser war zu Beginn der 1930er Jahren als Personalchef im Warenhaus Wertheim am Leipziger Platz angestellt. Nach der Machtergreifung der Nazis sollte er in seiner Funktion als Personalchef allen jüdischen Mitarbeitern kündigen. Ein ihm unerträgliches Ansinnen, auf das er mit seiner eigenen Kündigung reagierte.

 

Aus der Zeit seiner Ausbildung bei Wertheim besaß Erich König Kenntnisse der Heimtextil- und Textilbranche. So machte er sich als Handelsvertreter selbständig und übernahm die Vertretung mehrerer Firmen, die Inlette, Federn, Rosshaar sowie auch Wohndecken herstellten. Sein Sohn Herbert König – der Vater des heutigen Inhabers - wurde von ihm dann nach dem Krieg als Untervertreter angestellt. Im Juni 1950 begann Herbert König mit einem eigenen Federn- und Rosshaargroßhandel am Stuttgarter Platz in Charlottenburg. 

farbe0

Vater3

3 | Vater Herbert König

Sechs Jahre, nachdem er sein eigenes Unternehmen am Stuttgarter Platz gegründet hatte, eröffnete er 1956 in der Lankwitzer Leonorenstraße 71 sein erstes Bettenfachgeschäft unter dem Namen „Bettenhaus“.  Das Heimtextil-Spezialgeschäft führte ein reichhaltiges Sortiment: Bettwaren, Bettwäsche, Federn, Frottierwaren, Inlette, Küchenartikel, Laken, Spanntücher, Tischwäsche, Taschentücher, Schlafdecken, Einziehdecken, Lattenroste, Matratzen sowie Zubehör. Weitere Geschäfte, nun unter dem Namen „Betten-König“ folgten: in Lichterfelde Hindenburgdamm 58a, in Lichtenrade an der Prinzessinnenstr. 2 und, als letztes Filialgeschäft unter Herbert König, in Charlottenburg an der Mierendorffstraße 27 (1969).

farbe1
Filiale Hindenburgdamm.

| Filiale Hindenburgdamm 58a, irgendwann in den 1960er Jahren.  


1970 gab es vier Filialen Betten-König in Berlin.

| 1970 waren 4 Filialen "Betten-König" im Berliner Branchen - Telefonbuch verzeichnet. 

Für den Standort Lichtenrade sollte es unverhofft eine Verbesserung geben. Als die Fleischerei Kurella ihr Geschäft in der Bahnhofsstraße 47 aufgaben, zog das Betten-Fachgeschäft dorthin, da hier die Lage besser war als in der Prinzessinenstraße. Die Eröffnung dieses Ladens erfolgte im Mai 1965. Im Herbst des selben Jahres erfolgte auch die Montage der heute noch vorhandenen geschwungenen Neonreklame an der Fassade, wie aus der Genehmigung vom 1. November 1965 hervorgeht. Mit der Zeit wurden die übrigen Filialen wieder geschlossen. 1987 erfolgte eine umfassende Renovierung der Innenräume und der Schaufensterfront des Geschäftes in der Bahnhofsstraße.  

farbe0

Anzeige der Fa. Neon - Leuchtröhrenfabrik Ing. H. G. Frank.

| Die für die Leuchtreklame in der Bahnhofsstraße damals verantwortliche Fa. "Ing. Hans Georg Frank, Neon-Leuchtröhrenfabrik" in der Bismarckstraße 97-98 in Charlottenburg. 

Genehmigung der Leuchtreklame von Betten-König in der Lichtenrader Bahnhofsstraße.

| Genehmigung der Leuchtreklame von "Betten-König" in der Bahnhofsstraße vom 1. November 1965 mit dem Stempel der ausführenden Firma.  

farbe0

Inhaber4

4 | Inhaber Thomas König

Nach dem Tod des Vaters übernahm der Sohn und derzeitige Inhaber, Thomas König, 1995 das Geschäft in der Bahnhofsstraße. Auch an eine vorsichtige Expansion wurde nun wieder gedacht: Thomas König eröffnete im Oktober 1996 erstmals wieder eine Zweigstelle. Das neue Geschäft am Tempelhofer Damm 177 bestand jedoch nur bis zum Jahr 2000.

 

Das Gespräch mit Thomas König umfasste jedoch keineswegs nur die Geschichte von „Betten-König“. Auch ganz aktuelle Themen wie der nur eingleisige Ausbau der S-Bahn nach Rangsdorf oder ein U-Bahnanschluss Lichtenrades, wie er einst geplant war, wurden angesprochen.

 

Es wäre den Lichtenrader Unternehmern sehr zu wünschen, wenn diese meist in Zeiten des Wahlkampfes von der Politik geäußerten Planungen endlich realisiert werden würden.  

Filiale Tempelhofer Damm.

| Foto des Ladengeschäftes am Tempelhofer Damm 177.  

farbe1

farbe1
Zeitungsannonce zur Eröffnung der Filiale Tempelhofer Damm.

| Eröffnungsanzeige in der BZ vom 31. Oktober 1996 der Filiale Tempelhofer Damm 177.  


Zweiter Verkaufsraum des Ladens.

| Zweiter Verkaufsraum des Ladens.

Betriebe, die 56 Jahre ununterbrochen am selben Ort und mit der selben Inhaberschaft existieren, gibt es nur noch wenige. Es war daher besonders interessant, Herrn König nicht nur über die Entwicklung Lichtenrades zuhören zu dürfen. Gewiss wird dies nicht der letzte Besuch gewesen sein - denn Fachgeschäfte, denen man ansieht, dass sie mit besonderen Kenntnissen der Materie geführt werden, sucht man meistens ebenso vergebens.

 

In der heutigen Zeit, in denen jeder auf umweltfreundliche Materialien und der Schonung von Ressourcen achtet, ist es wichtig, qualitativ hochwertige Ware zu erhalten, die zwar etwas teurer als die Angebote der Billigketten ist, dafür aber naturbewusst hergestellt und sich durch ihre hohe Güte auch als wesentlich länger haltbar erweist. Und was länger hält, muss nicht so schnell unter weiterer Verwendung von Material und Energie ersetzt werden. Ein Gedanke, der sich zunehmend durchsetzt - uns und der Umwelt zuliebe... 

farbe0

Der Laden an der Lichtenrader Bahnhofsstraße.

| Der Blick zum ehem. Kassentisch. Man beachte den 1996 aus Anlass der Eröffnung der Filiale Tempelhofer Damm eigens für beide Geschäfte angefertigten Teppichboden mit dem Markenzeichen von Betten-König.

Blick in den Laden an der Lichtenrader Bahnhofstraße.

| Blick in den Laden: Auf dem Tresen liegt noch das Notebook und die Brille des Verfassers dieses Artikels... 

farbe0

Betten - König Bahnhofstraße in Lichtenrade.