Das Ensemble U - Bahnhof Schloßstraße. Zweiter Teil.


Spielwaren und Turmrestaurant

Das Ensemble U-Bahnhof Schloßstraße

Brücke, Bahnhof Bierpinsel. Teil 2

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Inhalt und Kapitelübersicht

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Ladenpassage7

8 |  Ladenpassage und Brückenbeleuchtung

Um den Fahrgästen einen bequemen Zugang von allen Seiten der vielbefahrenen Schloßstraße zu den Bahnsteigen zu ermöglichen, entschied sich das Architektenehepaar zur Anlage eines großzügigen Verteilergeschosses, das zugleich auch Passanten einen Wechsel der Gehwegseiten erlauben sollte. Gleichzeitig waren von hier auch über mehrere Treppenläufe und Fahrtreppen die auf der Brücke befindlichen Bushaltestellen erreichbar. Das Architektenpaar Schüler / Schüler - Witte war sich jedoch, wie bereits geschildert, der Problematik bewusst, die ein reines Fußgängergeschoss mit seinen langen Gängen mit sich bringen würde.


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Aus diesem Grund wurde unter der Joachim - Tiburtius - Brücke zu beiden Seiten der Schloßstraße jeweils ein Bauwerk zur Aufnahme von Geschäften errichtet, durch dessen doppelstöckige, von der Straße ins Verteilergeschoss hinabreichende Anlage eine Belebung des Untergeschosses herbeigeführt werden sollte. 

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Das Ensemble U - Bhnhof Schloßstraße. Aufgang zur Westseite mit Friseur.

| Der ursprüngliche Plan der Architekten sah vor, neben der Montage der roten Paneele auch eine Beleuchtung zu installieren, die den dunklen Bereich unterhalb der Brücke taghell erleuchtet hätte. Zudem hätten hiervon auch die Treppenanlagen sowie die Verteilerebene profitiert. 


Das Ensemble U - Bhnhof Schloßstraße. Ehem. Zugang zum Spielwarengeschäft im Untergeschoss.

| Die heute leider auf Grund von Vandalismus mit Blechen dauerhaft verschlossenen Schaufensterscheiben und Eingangstüren des Spielwarengeschäftes im Verteilergeschoss (rechts des Treppenbereichs zur Oberfläche). 

Dem gleichen Zweck einer zusätzlichen Belebung der Verteilerebene sollten, wie bereits geschildert, auch die zu den benachbarten Kaufhäusern C & A und Wertheim geplanten direkten Zugänge dienen. Während sich das Textilwarenhaus C & A alsbald wieder von diesem Vorhaben trennte,  ließ die zum damaligen Hertie - Konzern gehörende Fa. Wertheim hingegen 1974/75 - also zeitgleich mit den Baumaßnahmen des Architektenehepaars Schüler / Schüler Witte - durch Werner Auth einen Verbindungsgang zwischen der Lebensmittelabteilung des Wertheim - Kaufhauses und dem Verteilergeschoss anlegen. Eine Lösung, die sich bis heute bewährte: 2009 - 2012 wurde das ehem. Wertheim - Kaufhaus zum "Boulevard Berlin" (Ausführung: Ortner & Ortner Baukunst Berlin) unter Beibehaltung des Verbindungsgangs umgebaut. 

 

Zur Beleuchtung des Verteilergeschosses mit Tageslicht waren zunächst entsprechend der Lage der Zugangstreppen links und rechts der Brücke Lichtschächte vorgesehen. Im Laufe der weiteren Planung entfielen jedoch diese wieder und die Treppen erhielten eine neue Position direkt unterhalb der Autobahnbrücke.  

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Daher entwarf das Architektenpaar ein zwischen den Rippen der Betonbrücke zu installierendes Beleuchtungskonzept, das den gesamten Bereich unter der Brücke taghell erleuchtet und so auch die Situation des darunterliegenden Verteilergeschosses durch das zusätzliche Licht verbessert hätte.

 

Leider wurde diese Maßnahme aus Kostengründen nicht realisiert, so dass dieser Bereich bis heute schmuddelig und abweisend wirkt und Platz für eher Unerfreuliches bietet, dem der im Halbdunkeln liegende Stadtraum unfreiwillig die nötige Diskretion gewährt. 

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Das Ensemble U - Bhnhof Schloßstraße. Ehem. Schaufensterfront des Spielwarengeschäftes im Verteilerbereich.

| Ehem. Schaufenster des Spielwarengeschäftes links des Treppenbereiches zur Oberfläche. 


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Das Ensemble U - Bhnhof Schloßstraße. Blick vom Treppenaufgang der Ostseite auf die Schaufenster des Spielwarengeschäfts.

| Blick auf die Schaufensterfront des Spielwarengeschäftes "Werken, Spielen, Schenken", das sich seit Eröffnung des U - Bahnhofs hier befindet. Die bunt gestrichenen Elemente, welche die Schaufensterfront unterbrechen, sind Stahltüren, mit denen der Eingangsbereich des U - Bahnhofs in den Betriebspausen abgeriegelt werden kann. 

9 |  Das Spielwarengeschäft

Bereits seit der Fertigstellung des U - Bahnhofs 1974 / 75 befindet sich im östlichen Kopfbau direkt unter der Joachim - Tiburtius - Brücke das Spielwarengeschäft "Werken, Spielen, Schenken". Es gehört daher zu den ältesten, noch originär bestehenden Geschäften im Bereich des U - Bahnhofs.

 

Zunächst hatten Anneliese  und Manfred Herpoldsheimer, Eltern des derzeitigen Inhabers Ingo Herpoldsheimer, 1968 ein Fachgeschäft für Heimwerkerbedarf in der Steglitzer Düppelstraße 34 eröffnet. Schließlich war Manfred Herpoldsheimer gelernter Werkzeugmacher. Doch da die Heimwerkerartikel weniger stark als gedacht nachgefragt wurden, nahm man Spielwaren mit in das Sortiment auf - eine Idee, welche indes bei der Kundschaft regen Anklang fand. Spielwaren waren in jener geburtenreichen Zeit der Renner. Zwei Jahre später musste bereits ein neues größeres Ladenlokal angemietet werden -  in der benachbarten Kieler Straße, direkt neben Schirm Schirmer.

 

1974 näherte sich der U - Bahnhof Schloßstraße seiner Vollendung, so dass die Belegung aller im Bahnhof vorgesehenen Ladengeschäfte ausgeschrieben werden konnte. Manfred Herpoldsheimer bewarb sich um das insgesamt 500 qm große Geschäft im östlichen Kopfbau direkt unter der Brücke - und erhielt den Zuschlag. 

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Das Ensemble U - Bahnhof Schloßstraße. Spiel und Freizeit an der Schloßstraße. Seitenansicht.

| Das seit Jahrzehnten durch ein Spielwarengeschäft genutzte, auf Anregung der Architekten zurückgehende Bauwerk im östlichen Ausgangsbereich des nördlichen Kopfbaues unterhalb der Autobahnbrücke. Der oberirdische Teil des Geschäftes wurde im Zusammenhang mit dem Abbruch der zu den ehem. Bushaltestellen führenden Treppen 1993 seitlich erweitert und aufgestockt. 

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Das Ensemble U - Bahnhof Schloßstraße. Erweiterungsteil des Spielwarenladens.

| Auch auf der anderen Seite des nördlichen Kopfbaus ist die Erweiterung nach Entfernung der Treppenanlagen zu der Bushaltestelle noch heute ablesbar. Die ehem. Treppenanlage schloss sich an den links zu sehenden Brückenvorsprung an. Auch der im Hintergrund zu sehende gläserne Turm mit roter Spitze, welche den Aufgang zum Obergeschoss enthält, kam in diesem Zusammenhang hinzu.  


Im Laufe der Jahre wurden abseits des Stammgeschäftes im U - Bahnhof Schloßstraße viele Dinge ausprobiert und wieder verworfen. So gibt es heute den Laden in Spandau nicht mehr, ebenso wenig, wie das Fahrradgeschäft oder den Computerladen.

 

Auch aktuell wird das Sortiment ständig überprüft. So kamen vor einigen Jahren, dem allgemeinen Trend folgend, Schreibwaren, Handarbeitsartikel und Künstlerbedarf hinzu. Das kleine Bistro, ebenfalls vor einigen Jahren eingerichtet, wurde hingegen wieder geschlossen. 

 

Möglich wurde die Erweiterung des Sortiments mit Schreibwaren und Handarbeitsartikeln übrigens dadurch. das 1993 durch den Wegfall der Bushaltestellen auf der Joachim - Tiburtius - Brücke der Raum, den zuvor die unmittelbar neben dem Geschäft verlaufenden Treppenanlagen eingenommen hatten, hinzugenommen und das Gebäude dadurch aufgestockt werden konnte.

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Das Ensemble U - Bhnhof Schloßstraße. Wendelltreppe zur Modellbauabteilung des Spielwarengeschäfts.
| Die Wendeltreppe in der Unteransicht. Aus Sicherheitsgründen musste diese in Stahlbauweise ausgeführt werden. Typisch auch für die Entstehungszeit: der runde Knauf, in dem die der Handlauf des Geländers endet. 

Das Ensemble U - Bahnhof Schloßstraße. Das Spielwarengeschäft. Rechts der Aufgang zur Modellbahnabteilung.

| Ein Blick ins Parterre des Spielwarengeschäftes, in dem auch ich so manche Mark, später so manchen Euro, gelassen habe. Das Geschäft ist, bedingt durch die Konstruktion des Bahnhofs und der darüberliegenden Autobahnbrücke, in mehrere Ebenen gegliedert. Rechts befindet sich, wie die Vitrine bereits erkennen lässt, der Aufgang zur Modellbahnabteilung. Leider sind Geschäfte mit einer umfassenden Modellbahnabteilung eine immer seltener werdende Spezies in unserer Stadt. 

Ich selbst habe "Werken & Spielen", wie das Geschäft zunächst hieß, erst während meiner Ausbildungsjahre am Walther - Schreiber - Platz kennengelernt. Damals fand insbesondere die Modellbahnabteilung mein großes Interesse.

 

Und auch heute noch, wenn ich mit meinem Neffen, der selbst ein leidenschaftlicher Modellbauer ist, in den heute nicht mehr zum Verteilergeschoss des Bahnhofs hin offenen "Keller" hinabsteige, um für ihn oder meinen Ältesten Modelle oder Farben zu besorgen, geht mir das Herz auf.

 

All die Jahrzehnte, die mich inzwischen längst von meiner Ausbildungszeit trennen, scheinen wie verflogen. Möge "Werken, Spielen, Schenken" mit seinen derzeit 43 Angestellten noch lange bestehen. Die Hoffnung scheint berechtigt, hat man doch bereits wieder Platzprobleme. Und auch die nachfolgende Generation der Familie Herpoldsheimer ist an einer Weiterführung des Betriebs durchaus nicht uninteressiert...

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Sichtbeton8

10 |  Sichtbeton und Hostalit

Dem Gedanken folgend, dass ein Bauwerk und dessen Form sich am besten durch sich selbst erklärt, wurde seitens des Architektenpaars beschlossen, die rauen Betonwände unverkleidet zu belassen.

 

Als Kontrapunkt dazu wurden diese freien Betonsichtflächen von aus schwer entflammbaren Hostalit - Z bestehenden dunkelblauen Kunststoffelementen eingefasst, welche den Bahnhofsnamen auf orange hinterlegten Feldern trugen. Zudem bot die Verkleidung auch der auf den Bahnsteig befindlichen Pfeiler den wartenden Fahrgästen Ruhemöglichkeiten in Form von in die Säulenverkleidungen integrierten Bänken.

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Das Ensemble U - Bhnhof Schloßstraße. Hosalitverkleidung im U - Bahnhof.

| Die inzwischen vollständig demontierten Hostalit - Elemente mit dem Bahnhofsnamen. Der untere weiße Farbanstrich kam erst versuchsweise hinzu. 


| Inszenierung des Verkehrs. Vom Verteilergeschoss hat man einen direkten Blick zu den beiden Gleisen der oberen Bahnsteigebene.  

Die im Deckenbereich verlaufenden röhrenförmigen Kabeltrassen für Beleuchtung, Lautsprecher etc. wurden hingegen rot umkleidet. Querab zu den roten Röhren der Kabelführungen verlaufen gelbe Trägersysteme, welche die eigentliche Beleuchtung sowie die Lautsprecher für die Bahnhofsdurchsagen aufnahmen.

 

Es bestand somit ein System an je nach Verwendungszweck farblich abgestimmten Funktions- und Leitelementen, das sich bis hinauf in den Bierpinsel fortsetzte, dessen Bau zeitgleich durch das Architektenpaar angeregt und durchgeführt wurde. Am 30. September 1974 erfolgte schließlich die Eröffnung des Bahnhofs, zunächst – und wohl noch für lange Zeit – ausschließlich für den Betrieb der U9.  

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11 |  Hostalit kontra Farbeimer und Pinselstrich

Mit der Begründung, dass insbesondere die Bahnhofsauskleidung aus blauen Hostalit - Elementen im zunehmenden Maße dem Vandalismus durch Schmierereien und Zerkratzen der Oberflächen ausgesetzt seien, begann im Jahr 2010 der Rückbau der Bahnhofsauskleidung, die lediglich durch einen einfachen blauen Farbanstrich ersetzt wurde. Damit verschwanden zugleich auch die typischen Sitzbänke des Bahnhofs Schloßstraße, welche durch moderne Drahtgeflecht – Sitzmöbel ausgetauscht worden sind.

 

In den folgenden Jahren ersetzte man zudem die Bahnhofsnamen an den Wandflächen durch bedruckte Elemente und legte die Beleuchtungsanlage in den gelben Trägersystemen still. Diese wurden durch große, an der Bahnhofsdecke befestigte Halbkugeln ersetzt, wie sie hervorragend zu den Bahnhöfen der Vorkriegszeit, nicht jedoch für ein modernes Bauwerk der 1970er Jahre passen würden. Da zudem die Deckenhöhe im zweiten Untergeschoß niedriger ist als im ersten, ist das neue Konzept dort nicht übertragbar. Inzwischen wurden nun auch die letzten blauen Hostalit-Elemente entfernt. Was einmal an deren Stelle tritt, bleibt unklar. 

Das Ensemble U - Bhnhof Schloßstraße. Die vom Büro Schüler / Schüler - Witte entworfene Beleuchtungskörper werden durch Kugelleuchten ersetzt.

| Die originäre Beleuchtung in den auskragenden Lampenträgern wurde

durch unpassende Halbkugelleuchten im Deckenbereich ersetzt.

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Das Ensemble U - Bhnhof Schloßstraße. Blick auf den seit Jahrzehnten leerstehenden Bierpinsel.

| Der Bierpinsel. Die von der Schloßstraße abgewandte Rückseite mit dem Treppenaufgang und im aktuellen, durch Künstler gestalteten Farbanstrich. 

12 |  Der Bierpinsel. Wahrzeichen in Rot.

Um die übereinanderliegenden Verkehrsebenen der Schloßstraße im Bereich des nördlichen Kopfbaues (zwei Tiefgeschosse mit den Richtungsbahnsteigen, die Verteilerebene, die Straßenebene sowie die Autobahnbrücke) auch optisch nach außen zu kennzeichnen, sollte der Verkehrsort durch eine „Stadtmarke“, wie das Architektenpaar sich ausdrückte, betont werden.

 

Zugleich sollte mit dieser Stadtmarke auch die Waagerechte der Autobahnbrücke durch eine Vertikale Gegenposition aufgehoben werden. Eine reine Skulptur kam aus ökonomischen Gründen nicht in Frage, eher schon ein Turmbauwerk, das durch seinen künftigen Nutzen den finanziellen Aufwand rechtfertigen würde.

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Die Planungen durch das Architektenpaar begannen zeitgleich mit dem U – Bahnhof, da die technische Infrastruktur mit diesem verwoben ist. So führt beispielsweise die Fahrstuhlanlage durchgehend vom Verteilergeschoß des U - Bahnhofs über die Straßenebene bis hinauf in den Bierpinsel, welcher somit als integraler Bestandteil sowohl des U – Bahnhofs als auch der übrigen Verkehrsbauwerke in diesem Bereich der Schloßstraße zu sehen ist. Die ursprünglich geplante Verbindungsbrücke zwischen Bierpinsel und dem gegenüberliegenden Wertheim - Kaufhaus (über die Autobahnbrücke hinweg) wurde jedoch nie realisiert, da sich das Kaufhaus von dem im Bierpinsel geplanten "Wertheim - Café" wieder distanzierte.

 

Das Projekt eines Turmrestaurants erwies sich, insbesondere im Hinblick auf die Baukosten und den geplanten Betreibern, damit als komplizierter als zunächst gedacht. Diverse Umplanungen waren erforderlich, bis endlich das Turmrestaurant durch eine Brauerei im Oktober 1976 als Biergaststätte eröffnet wurde. 

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Das Ensemble U - Bhnhof Schloßstraße. Der Bierpinsel künstlerisch verunziert.

| Gesamtansicht des Bierpinsels von der Schloßstraße aus. Eine Rückkehr zur originären roten Farbgebung der Architekten wäre wünschenswert. 


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| Blick von der Joachim-Tiburtius-Brücke zum Warenhaus C&A und dem davor liegenden U-Bahnzugang. Rechts der Treppenaufgang zum Bierpinsel.


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Das Ensemble U - Bhnhof Schloßstraße. Aufzugsanlage von der Oberfläche zum Bierpinsel.

| Der nachträglich durch das Architektenpaar Schüler /Schüler- Witte umgebaute Eingangsbereich zur Aufzugsanlage des Bierpinsel unter der Joachim- Tiburtius- Brücke 

13 |  Der Verfall des Bierpinsels

1983 wurde der Bierpinsel von der BEWOGE als Besitzerin der Immobilie an Horst Weißig verkauft. Dieser betrieb in der unteren Etage die "Pinte" mit Stehtischen und in der 2. Etage ein argentinisches Steakrestaurant. 1986 wurde durch das Architektenehepaar 1986 ein gestalterisch erheblich ansprechender Eingang zur Schloßstraße ausgeführt. 

 

2002 wurden die Gaststätten aus Altersgründen verpachtet. Im unteren Bereich entstand eine Discothek, oben ein gehobenes Restaurant. 2006 wurde der Bierpinsel von Horst Weißig schließlich an Tita Laternser verkauft. Ein Wasserschaden und ein langwieriger Versicherungsstreit verhinderte jedoch eine Wiederaufnahme des Restaurantbetriebes. Hieran änderte auch die Graffiti-Aktion der Tochter Larissa Latenser nichts. Seither präsentiert sich der Bierpinsel in einem eher unpassenden mehrfarbigen Look. Seit 2017 steht der Bierpinsel nun erneut zum Verkauf.

 

Zu hoffen bleibt, dass der Bierpinsel bald wieder – in originärer roter Farbgebung – als Gaststätte erneut in Betrieb gehen wird. Steglitz erhielte damit ein bedeutendes Wahrzeichen zurück. 

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14 |  Aussicht auf Hoffnung?

Mit dem U- Bahnhof Schloßstraße entstand der einzig tatsächlich ausgeführte Bahnhof des Architekturbüros Ralf Schüler / Ursulina Schüler – Witte, das später durch den Bau des ICC weltweit bekannt werden sollte. Er ist durch seine spezielle Architektur, die dem Brutalismus zuzuordnen ist, ein bemerkenswertes Zeitdokument, das zusammen mit den beiden unter der Autobahnbrücke befindlichen Kopfbauten und dem Bierpinsel ein gestalterisch wie auch technisch einzigartiges Ensemble bildet. 

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Ein radikaler Umbau im Sinne einer ästhetisch scheinbar ansprechenderen Form würde dieses architektonische Kleinod für immer der Nachwelt entziehen. Ein Schicksal, das auch dem ICC durch Abriss oder Umnutzung zu drohen scheint. Berlins architektonisches Erbe besteht jedoch nicht nur aus den scheinbar gefälligeren Bauwerken einer länger zurückliegenden Vergangenheit wie etwa dem Brandenburger Tor, sondern auch aus jenen der jüngeren Architekturgeschichte. Denn auch das Kapitel „Bauen im Westteil Berlins“ verdient es, durch seine gebauten Sachzeugen für die Nachwelt bewahrt zu werden.  


Das Ensemble U - Bhnhof Schloßstraße. Untere Bahnsteigebene. Ausgeräumt und ohne jegliche Verkleidung.

| Ein Blick auf die untere Bahnsteigebene. Zwar sind hier die originären Leuchtkörper noch in Funktion, da die gegenüber der oberen Ebene niedrigere Deckenhöhe keine riesigen Kugelleuchten zulässt. Statt Hostalit - Sitzgelegenheiten an den Pfeilern sind hier nun moderne Drahtbänke zu finden. Die rechte Bahnsteigseite mit dem Gleis zur einst geplanten U10 ist hermetisch abgeriegelt, da hier die Betonwände saniert werden. 

Das Ensemble U - Bhnhof Schloßstraße. Treppenabgang zum Untergeschoß Richtung Osloer Straße.

| Einer der bis hin zu den Farbanstrichen noch weitgehend im originären Zustand erhaltenen Treppenabgänge. 

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